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Zehlendorf: Es bröckelt in die Krabbelgruppe

Gesundheitsgefährdende Zustände: Seit Monaten leckt das Dach einer Zehlendorfer Kita. Viele der 210 Kinder spielen zwischen Schimmel. Die Eltern ühlen sich allein gelassen.

Der Junge mit den großen dunklen Augen hockt auf einem lila Plastiktöpfchen – mitten im Flur der Kita am Schweizerhöferpark in Zehlendorf. Direkt gegenüber ist der Waschraum. Hinein darf der Kleine aber nicht, genauso wenig die anderen aus der Käfergruppe. Denn das Bad für die mehr als 20 Kleinkinder ist nicht mehr zu benutzen. Es ist verschimmelt, ebenso andere Räume der großen Integrationskita, in der 210 Kinder betreut werden. Die Kleinsten, Babys über sechs Monate, mussten deshalb sogar aus ihrem Krabbelraum ausziehen. Gewickelt werden sie jetzt auf dem Flur. „Wir können unsere Arbeit nicht mehr unter vernünftigen Bedingungen machen“, sagt Kitaleiter Thomas Schlemo.

Bei Regen sei die linke Gebäudehälfte kaum noch zu benutzen. In vielen Räumen bilden sich dann große Pfützen. Überall im Haus sind große gelbe Flecke an der Decke zu sehen. Seit fast drei Monaten ist das so. Damals montierte eine Baufirma eine Solaranlage auf dem Flachdach des Gebäudes. Schon während der Arbeiten begann es, sehr nass in der Kita zu werden. Nun streiten sich das Bezirksamt und die Baufirma darüber, wer den Schaden beheben soll.

Die Eltern hingegen fühlen sich und ihre Kinder allein gelassen. „Das Maß ist voll“, sagt Elternsprecher Thomas Dilßner, Vater des zweieinhalbjährigen Revilo. Eigentlich sollte die Baufirma das Dach längst repariert haben, das Bezirksamt hatte ihr eine Frist gesetzt, die gestern endgültig ablief – doch kein Bauarbeiter ist aufgetaucht. Derweil hat ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts die Badezimmertür mit braunem Klebeband abgedichtet und ebenfalls eine Frist gesetzt: Bis zum 14. Januar müsse der Schimmel beseitigt sein. Es ist nichts passiert.

Weil sich am Freitag die Eltern ein genaues Bild der Situation machen wollten, wurde die Tür zum Badezimmer ausnahmsweise geöffnet: Über den Waschbecken haben sich viele dunkelgraue Punkte und weißlicher Pilz ausgebreitet. Ein muffiger Geruch hängt in der Luft. „Ich wusste nicht, dass der Schaden so massiv ist“, sagt Ulrike Wolters. Ihre Tochter Felicitas ist eineinhalb. „Sie ist seit dem Herbst ständig krank und hustet, aber bis heute bin ich gar nicht darauf gekommen, dass das mit der Nässe und dem Schimmel zusammenhängen könnte.“ Andere sehen das ähnlich. „Je kleiner die Kinder desto gefährlicher sind die Schimmelsporen für sie,“ sagt die Ärztin Anne Rüggeberg, ihr Kind ist schon fünf. Und die Schimmelsporen seien überall in der Luft, besonders im ersten Stock, wo Felicitas, Revilo und die anderen Babys und Kleinkinder untergebracht sind. Andere Eltern, darunter eine Architektin und ein Bauunternehmer, befürchten Kabelbrände und dass das Gebäude sogar einsturzgefährdet sein könnte.

Das hält der zuständige Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) nicht für wahrscheinlich. Doch das Dach müsse so dringend wie möglich repariert werden. Das Bezirksamt arbeite intensiv daran. Würde er jedoch eine andere Firma beauftragen, die Solarzellen abzubauen, könnte das Bauunternehmen, das Besitzer der Anlagen und Mieter des Daches sei, Schadensersatzansprüche gegen das Bezirksamt erheben. Er habe der Firma deshalb eine weitere Frist bis zum 15. Februar einräumen müssen, um zumindest die Solarzellen zu beseitigen. Und wenn das wieder nicht geschieht? Wird dann sofort am 16. etwas getan? „Bestimmt nicht an einem Sonnabend“, sagt Stäglin.

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