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Berlin: Zehlendorf: Grüne: Neuer Senat soll Studentendorf an Bewohner verkaufen

Der neue Senat soll das Studentendorf Schlachtensee nach dem Willen der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus erhalten: Die Fraktionsvorsitzende Sibyll Klotz forderte gestern, ein Kaufangebot der Bewohner "ernsthaft zu prüfen". Für Verhandlungen mit Banken und die "Feinplanung" mit Architekten bräuchten diese etwa sechs Monate, schätzte Sibyll Klotz.

Der neue Senat soll das Studentendorf Schlachtensee nach dem Willen der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus erhalten: Die Fraktionsvorsitzende Sibyll Klotz forderte gestern, ein Kaufangebot der Bewohner "ernsthaft zu prüfen". Für Verhandlungen mit Banken und die "Feinplanung" mit Architekten bräuchten diese etwa sechs Monate, schätzte Sibyll Klotz. "Diese Zeit muss ihnen gewährt werden."

Genauso sieht es der neue Koordinator in der Kultur- und Wissenschaftsverwaltung, Bernd Köppl. Ein Aufschub des Verkaufs "wäre eine weise Entscheidung des Senats", meint er. Dagegen sind aus Sicht der Bauverwaltung "sechs Monate einfach zu lange". Den Wunsch nach weiteren Gesprächen mit den Studenten erfülle man gern, so Sprecherin Petra Reetz, aber Mitte September müsse ein Finanzierungskonzept vorliegen.

Die "AG Studentendorf Schlachtensee" bietet dem Senat an, das Gelände an der Wasgenstraße für 23,5 Millionen Mark zu erwerben. Zur Arbeitsgemeinschaft gehören die Selbstverwaltung der Studenten, eine Immobilienfirma und der frühere Direktor der Internationalen Bauausstellung, Hardt-Waltherr Hämer. Um Einnahmen zu erzielen, will man unter anderem einen Parkplatz mit Wohnungen bebauen oder verkaufen. Finanzierungszusagen von Banken fehlen noch.

Die Siedlung wurde mit Geldern der US-Regierung errichtet. Sie bietet rund 1100 Wohnheimplätze in denkmalgeschützten 50er-Jahre-Bauten und Hochhäusern aus den 70er Jahren. Gegen die rund drei Jahre alten Verkaufspläne des Senats und die Kündigung von Mietverträgen haben Studenten geklagt. Auch damit argumentiert Grünen-Fraktionschefin Klotz: Wenn die AG das Gelände erwerben könne, entfielen "langwierige Gerichtsauseinandersetzungen, die den Abriss über Jahre verzögern würden". Darüber hinaus verwies sie auf viele weitere Proteste - unter anderem von der FU, dem Bezirk und der Architektenkammer.

Der geplante Abriss (mit Ausnahme von vier Bauten in einem "Kernbereich") geht auf den ehemaligen CDU-Kultursenator Peter Radunski zurück. Er wollte mindestens 23,5 Millionen Mark durch den Verkauf erzielen, um mit dieser Summe die Berlinische Galerie in der alten Kreuzberger Schultheiss-Brauerei anzusiedeln. Das Geld für das Landesmuseum wurde später gezahlt, aber die Etatlücke ist noch nicht geschlossen.

Nach einem ersten Verkaufsversuch, dem das Abgeordnetenhaus nicht zustimmte, startete der frühere CDU/SPD-Senat im Februar ein Bieterverfahren. Ende Mai wurde die Firma ID & A Immobilien GmbH ausgewählt, die eine Wohnanlage mit geringem Gewerbeanteil plant. Noch sind keine Verträge unterschrieben. Zurzeit verhandelt der Liegenschaftsfonds der Finanzbehörde mit ID & A. Dem Vernehmen bot die Firma rund 26 Millionen Mark. Sie sucht aber noch einen Investor, um den Preis und Baukosten von 100 bis 150 Millionen Mark aufbringen zu können.

Ärger bekommt der Senat jetzt mit zwei unterlegenen Bietern. Willo Göpel von der Firma Initiata, die einer "Entwicklungsgesellschaft Wasgenstraße" angehört, will den Verfahrensablauf "rechtlich prüfen". Es sei seltsam, dass ID & A ausgewählt wurde, obwohl die Firma einen Investor brauche. "Der hat doch gar nicht am Verfahren teilgenommen." Das im Auftrag der Bayerischen Hausbau AG tätige Architektenbüro Meyer, Ernst & Partner spricht sogar von "Schiebung". Architekt Arnold Ernst kündigte an, man werde Akteneinsicht verlangen.

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