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Berlin: Zehn Jahre sind ihm genug

Zum Ende der nächsten Spielzeit verlässt Intendant Alexander Iljinskij den Friedrichstadtpalast

Mit „Hexen“ will sich Alexander Iljinskij im nächsten Jahr verabschieden. So heißt das Stück, an dem der Intendant des Friedrichstadtpalastes derzeit schreibt. Das Revuetheater startet am 5. September mit „Revuepalast – die Palastrevue zum Zwanzigsten“ in seine Jubiläumsspielzeit. Für Iljinskij aber soll sie auf eigenen Wunsch die letzte in der Friedrichstraße werden.

„Zehn Jahre sind genug“, sagt der studierte Psychologe, der nicht nur die leichte Muse, sondern auch süße Sachen und würzige Biere mag. Seit 1. Oktober 1993 leitet der in Klingenthal geborene Vogtländer Europas größtes Revuetheater – aus dem er gerade ein Jahr zuvor vom damaligen Intendanten Julian Harry wegen künstlerischer Differenzen als Chefdramaturg geschasst worden war. Chefdramaturg war Iljinskij bereits vor der Wende gewesen: im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Er hatte am Nationaltheater Weimar gearbeitet und war später Lehrer an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“.

„Classics“ hieß 1993 Iljinskijs RevueEinstand als Intendant des Friedrichstadtpalastes – innerhalb von drei Monaten hob er damit das am Boden liegende Theater von 36 Prozent Auslastung auf 63 Prozent. Aktuell erwirtschaftet das Haus 70 Prozent seines Haushalts selbst. Für die übrigen 6,8 Millionen Euro Subventionen garantiert das Revuetheater dem Land Berlin durch seine Besucher steuerliche Mehreinnahmen von 35 Millionen Euro im Jahr.

Ein Erfolg, auf den Alexander Iljinskij stolz sein kann – und es trotzdem an der Zeit findet, seinen Hut zu nehmen. Wieder mehr Zeit zum Schreiben möchte er haben; neben „Hexen“ denkt er auch an eine Kinderrevue. Auch im Rundfunk möchte er mal wieder moderieren, wie schon im Jahr vor seiner Intendantenzeit, als er sich nebenbei auch in Las Vegas, am Broadway und in Paris Revueluft um die Nase wehen ließ. Das trug Früchte nicht nur für seine Arbeit am Friedrichstadtpalast – aus den USA winkt jetzt ein Regieangebot.

Doch das sind erst lose Pläne. Noch steht die 20. Jubiläumspielzeit des legendären Berliner Revuetheaters bevor, das am 27. April 1984 an seinem neuen Standort eröffnet wurde. Ein langer Abschied wird es nicht nur für Alexander Iljinskij werden, auch für sein Team. Auf das kann sich der 55-Jährige nicht nur verlassen, für das versteht er sich auch als eine Art Vater. Wie ein Löwe kämpft er für „seine Kinder“, und kritisieren darf nur er sie. Da kann der sonst freundliche Vogtländer schon mal ungemütlich werden. hema

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