zum Hauptinhalt

Berlin: Zehn junge Künstler präsentieren Licht-, Video- und Klanginstallationen in der Verkehrskanzel am Joachimsthaler Platz

Die seit Jahrzehnten ungenutzte, aber denkmalgeschützte Verkehrskanzel auf dem Joachimstaler Platz beherbergt bis zum 3. Januar ein Kunstprojekt: Unter dem Motto "Countdown y2k" präsentieren zehn junge, in Berlin lebende Künstler Licht-, Video- und Klanginstallationen.

Die seit Jahrzehnten ungenutzte, aber denkmalgeschützte Verkehrskanzel auf dem Joachimstaler Platz beherbergt bis zum 3. Januar ein Kunstprojekt: Unter dem Motto "Countdown y2k" präsentieren zehn junge, in Berlin lebende Künstler Licht-, Video- und Klanginstallationen. Das "temporäre Kunstprojekt zur Jahrtausendwende" (y2k ist ein amerikanisches Kürzel für das Jahr 2000) geht auf eine Idee der in der Nähe ansässigen Firma Triad zurück, die sonst Präsentationen und andere Projekte für Firmen entwickelt; Sponsor ist die Zigarettenmarke "West".

Das erste der zehn Kunstwerke, die jeweils eine Woche lang täglich von 17 bis 7 Uhr zu erleben sind, ging am Mittwoch abend in Betrieb: "Science Fiction oder Mond über dem Kurfürstendamm" von Jan Lilienthal. Aus Lautsprechern an der Verkehrskanzel hört man eine Art Maschinenstimme, die einen französischen Text vorträgt; deutsche und englische Übersetzungen werden zugleich in einem Schriftband auf das vordere Fenster der Kanzel projiziert. Außerdem schwebt eine leuchtende weiße Kugel, die mit Helium gefüllt ist, über der Kanzel. Die Texte sind Zitate aus dem Science-Fiction-Film "Alphaville" von Jean-Luc Godard aus dem Jahr 1965, der von einer Machtübernahme durch Maschinen handelt. Künstler Lilienthal will auf die Bedeutung von "massenkulturellen Strategien" hinweisen, glaubt aber andererseits, dass "inviduelle Lösungen künftig ins Zentrum rücken werden".

Dass die Installationen nicht für Tageslicht ausgelegt sind und erst nach Einbruch der Dunkelheit eingeschaltet werden, hat nicht nur künstlerische Gründe: Das Bezirksamt hatte den Organisatoren mitgeteilt, dass dies die Genehmigung erleichtere, denn abends sei das Baudenkmal ohnehin kaum zu erkennen.

Die 4,50 Meter hohe Verkehrskanzel war 1956 eröffnet worden. Der darin sitzende Verkehrspolizist schaltete die Ampeln an der Kreuzung Kurfürstendamm / Joachimstaler Straße. Allerdings wurde die Kanzel bereits Anfang der 60er Jahre durch die Einführung automatischer Ampelschaltungen wieder überflüssig.

Anfang der 80er Jahre erwog das Bezirksamt kurzzeitig den Abriss. Der Denkmalschutz für die Glaskuppel, den Kiosk darunter und den Eingang zum U-Bahnhof Kurfürstendamm gilt seit 1989. Die Idee für Kunst in der Kanzel ist generell nicht neu: Schon der damalige Charlottenburger Baustadtrat Wolfgang Antes hatte 1984 ein "lichtkinetisches Objekt" angeregt. Und 1995 setzte sich die Künstlerin Lisa Schmitz mit einem Telefon hinein, das mit einem zweiten Apparat auf einem 70 Meter entfernten Tisch auf dem Gehweg des Kurfürstendamms verbunden war. Neugierige, die abhoben, hatten die Künstlerin am Draht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false