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Eine Impfung geht schnell.

© picture-alliance/ dpa

Update

Zeiss-Sekundarschule nach Masern wieder geöffnet: Fünf Schüler mussten zu Hause bleiben

Am Montag hatte der Leiter der Zeiss-Sekundarschule in Lichtenrade den Unterricht ausfallen lassen – wegen eines an Masern erkrankten Schülers. Nun ist die Schule wieder geöffnet, doch fünf Schüler und ein Lehrer mussten zu Hause bleiben. Ihnen fehlte der Impfnachweis.

Wegen eines an Masern erkrankten Schülers hatte am Montag der Leiter der Zeiss-Sekundarschule in Lichtenrade den Unterricht ausfallen lassen. Einen Tag später fand der Unterricht wie gewohnt statt. Doch fünf Schüler und ein Lehrer konnten am Dienstag noch keinen Immunstatus vorlegen, wie die Bildungsverwaltung mitteilte. Alle anderen 45 Kontaktpersonen sowie 1000 übrige Schüler konnten heute normal den Unterricht aufnehmen. Die Schule hatte zuvor angeordnet, dass alle Personen, mit denen der Schüler Kontakt hatte, einen Impfnachweis vorlegen müssen. Ungeimpfte und nicht ausreichend geschützte Betroffene erhalten weiterhin ein Schulbesuchsverbot, wie das Gesundheitsamt am Montag mitgeteilt hatte. Dieses Verbot gelte bis zum Nachweis einer ausreichenden Masern-Immunität. Falls dieser Nachweis ausbleibt, gilt das Schulbesuchsverbot bis zum 27. Februar: An diesem Tag endet die 14-tägige Inkubationszeit. Außerdem empfahl das Gesundheitsamt am Montag in dem Elternbrief „nachdrücklich – unabhängig vom aktuellen Masernfall – die fehlenden Masernschutzimpfungen nachzuholen“.

Leere Flure, wo normalerweise über 1000 Schüler herumlaufen

Am Montag hingegen herrschte Sonntägliche Ruhe – und das an einem Schultag: Schon von weitem konnte man am Montag sehen und hören, dass an der Carl-Zeiss-Sekundarschule in Lichtenrade etwas nicht stimmte. Aus der Nähe dann die Gewissheit: Leere Flure, wo normalerweise über 1000 Schüler herumlaufen. Die schwere Masernerkrankung eines einzigen Schülers hatte den gesamten Unterrichtsbetrieb lahm gelegt – infolge eines Kommunikationsfehlers. „Das Gesundheitsamt hat am Freitag um 13.40 Uhr von der Erkrankung erfahren und um 14 Uhr in der Schule angerufen, aber nur das Sekretariat erreicht“, berichtete am Montag die zuständige Gesundheitsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Sibyll Klotz (Grüne). Eine Schulschließung sei „zu keinem Zeitpunkt vom Gesundheitsamt angeordnet oder empfohlen worden“. Es handele sich um eine „vollkommen überzogene Maßnahme“. Laut Klotz ging es bei dem Telefongespräch nur um die Ermittlung der Kontaktpersonen und um die Kontrolle deren Impfbücher. Das Sekretariat habe „versichert“, den Schulleiter zu informieren.

Der Schulleiter hat das Gesundheitsamt nicht mehr erreicht

Warum diese Informationen Schulleiter Stephan Zapfe nicht erreichten, ließ sich am Montag nicht klären. Er betonte, dass er selbst erst später am Freitag durch den Vater des erkrankten Jungen von dem Fall erfahren habe. Zu diesem Zeitpunkt „war das Gesundheitsamt nicht mehr erreichbar“, berichtet Zapfe.

Klotz will das so nicht stehen lassen. Sie beharrt darauf, dass ihr Amt sehr wohl in der Schule angerufen habe, und dass es auch am Wochenende Möglichkeiten gebe, die Behörde zu erreichen: „Die entsprechenden Telefonnummern müssten dem Notfallordner zu entnehmen sein, den alle Schulen haben“. Abgesehen davon sei die Leiterin des Gesundheitsamtes bis 19 Uhr im Dienst gewesen.

Ungeachtet der Frage, wer wen am Freitag nicht erreicht hat, zeigten Elternvertreter Verständnis für die überraschende Schließung. „Die Entscheidung wurde überwiegend positiv aufgenommen“, berichtete der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung, Dirk Curta. Schließlich gehe es ja „nicht um eine kleine Erkältung, sondern um Masern“. Es sei „völlig nachvollziehbar“, dass der Schulleiter den sicheren Weg gewählt habe: „Er hat im Sinne der Schüler- und Elternschaft gehandelt“, betonte Curta.

Ruhezone. Die Carl-Zeiss-Sekundarschule blieb am Montag geschlossen – wegen Masern. Jetzt gibt es Streit, ob die Vorsichtsmaßnahme gerechtfertigt war.
Ruhezone. Die Carl-Zeiss-Sekundarschule blieb am Montag geschlossen – wegen Masern. Jetzt gibt es Streit, ob die Vorsichtsmaßnahme gerechtfertigt war.

© Björn Kietzmann

Dem Vernehmen nach handelt es sich bei dem erkrankten Jungen um einen 17-jährigen deutschen Schüler der 13. Jahrgangs, den seine Eltern nicht impfen ließen. Wie sich die Krankheit bei ihm über das Wochenende entwickelt hat und ob er am Montag noch im Krankenhaus lag, war nicht zu erfahren

Auch die Bildungsverwaltung stellt sich hinter den Schulleiter

„Es gibt unter den Eltern verschiedene Ansichten über das Impfen“, ist die Erfahrung des Vorsitzenden des Fördervereins, Arne Kasten. Er selbst hat drei Kinder – mit unterschiedlichem Impfstatus. „Jedes Kind ist anders“, sagt er zur Begründung. Kasten fände es falsch, wenn der Staat vorschriebe, Kinder impfen zu lassen. „Der Staat hat die Pflicht, Empfehlungen auszusprechen, aber er darf keinen Zwang ausüben“, meint Kasten. Ebenso wie Elternsprecher Curta hält er die Entscheidung des Direktors für verständlich: „Zapfe reagiert normalerweise nicht überzogen, sondern pragmatisch. Er gibt nur schulfrei, wenn es unbedingt sein muss“, lautet seine Erfahrung.

Über die Schulschließung hatte die Gesamtelternvertretung alle Eltern, wie berichtet, am Sonntag mit einer Rundmail auf Bitten Zapfes informiert. Zapfe hatte sein Vorgehen als „reine Vorsichtsmaßnahme“ bezeichnet. Auch die Bildungsverwaltung stellte sich hinter seine Entscheidung. „Herr Zapfe hatte alles mit der Schulaufsicht besprochen“, hieß es.

Gähnende Leere: Die Carl-Zeiss-Schule war am Montag wegen des Masernalarms verwaist.
Gähnende Leere: Die Carl-Zeiss-Schule war am Montag wegen des Masernalarms verwaist.

© Susanne Vieth-Entus

Warum im Notfallordner keine Telefonnummer zu finden war, unter der man das Gesundheitsamt auch am Wochenende hätte erreichen können, war am Montag nicht zu klären. Die Sprecherin der Bildungsverwaltung, Beate Stoffers, kündigte an, dass man der Sache nachgehen werde. Künftig müsse dafür gesorgt sein, dass solche Auskünfte immer zu erhalten seien.

Über weitere aktuelle Kita- oder Schulschließungen lagen der Jugend- und Bildungsverwaltung keine Informationen vor. Allerdings gab es im Januar bereits massiven Unterrichtsausfall wegen Masern – und zwar in Kladow, an der Grundschule am Ritterfeld, und am Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg.

In Bezug auf den neuen Fall in Lichtenrade sagte Gesundheitsstadträtin Klotz, das Gesundheitsamt werde den Fall zum Anlass nehmen, „im Rahmen der Möglichkeiten die Schulen zu den Abläufen bei meldepflichtigen Erkrankungen zu informieren“.

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