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Zeitgeschichte: Rosinenbomber soll wieder fliegen

Der im vergangenen Jahr bei einer Bruchlandung beschädigte Rosinenbomber kann repariert werden und soll 2012 wieder fliegen – pünktlich zur BBI-Eröffnung.

Einen Schrotthaufen wieder zu einem funktionsfähigen Fluggerät zusammenschrauben? Doch, das geht, Hardy Krüger hat es in „Der Flug des Phoenix“ bewiesen, unter erschwerten Bedingungen: Der von ihm dargestellte Konstrukteur besaß nur Erfahrung mit Modellflugzeugen, und die Arbeit an der abgestürzten Maschine erfolgte in der Wüste.

Hardy Krüger, James Stewart? Falco Spöringer lacht. Klar, er kennt den Film von 1965 und auch das Remake von 2004 mit Dennis Quaid. Der Flugzeugbauingenieur ist sozusagen der Hardy Krüger des Projekts „Rosinenbomber“, der Reparatur der am 19. Juni 2010 bei einer Bruchlandung auf dem Flughafen Schönefeld schwer beschädigten DC-3 des Flugunternehmens Air Service Berlin. Er kennt die Maschine gut, hat sie schon wiederholt unter den Fingern gehabt. Angestellt ist er bei dem in Köln ansässigen Nayak Aircraft Service, einem Unternehmen zur Wartung und Reparatur von Flugzeugen. Dort wurde die historische Maschine bislang gewartet, dort soll sie voraussichtlich auch wieder flugfähig gemacht werden.

Es war ein Kurbelwellenbruch im linken Triebwerk, der die DC-3 kurz nach dem Start wieder zu Boden zwang. Für die 25 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder ging die Bruchlandung bis auf kleinere Blessuren halbwegs glimpflich aus, die Maschine aber sah danach nicht so aus, als werde sie sich jemals wieder in die Lüfte schwingen. Ein Irrtum, wie gestern verkündet werden konnte. Frank Hellberg, Geschäftsführer des Air Service Berlin, Steffen Wardin vom Vorstand des Fördervereins Rosinenbomber, Herbert Busch, Chef des Nayak Aircraft Service, und eben Falco Spöringer, der Leiter des Reparaturteams, hatten in den Terminal C des Flughafens Schönefeld und später in den Hangar mit der Unglücksmaschine gebeten und erläuterten, wie es nun weitergehen soll mit der Traditionspflege am Berliner Himmel.

Die wichtigste Botschaft: Das Flugzeug ist reparabel. Der Rumpf wurde durchgemessen, und er zeigt keine Verwindung, nichts ist verzogen, nur auf der linken Seite stellte man eine kleine Normabweichung fest, aber die stamme vielleicht schon vom Bau der Maschine – eine „Fertigungstoleranz“. Die Befestigungsteile der Flügel sind ebenfalls intakt, die Tragflächen selbst aber schwer beschädigt, allenfalls in Resten zu retten. Auch das Spornrad ist schwer beschädigt, die Nase eingedrückt, dazu gibt es Dellen, Risse hier und da. Alles Dinge, die zu bewältigen seien, versicherten die Nayak-Männer.

Die Frage ist nur, woher man das Material bekommt. Eine flugfähige und ebenfalls zugelassene DC-3 als Ersatzteillager wäre das Beste, hieß es. Sobald die Verträge geschlossen sind, will man intensiv suchen. Doch zunächst wird nun voraussichtlich die zerschundene Maschine vom Förderverein (www.rosinenbomber-berlin.de) gekauft, der unter anderem von den Berliner Flughäfen, dem Stromerzeuger Eon und der Gemeinde Schönefeld unterstützt wird, aber für jede Spende dankbar ist. Immerhin wird mit Kosten um 800 000 Euro, vielleicht auch mehr, gerechnet. Zur Reparatur muss die DC-3 auf einem Lastwagen nach Köln reisen, die wieder flugfähige Maschine will der Air Service Berlin dann chartern und hofft, mit der Eröffnung des neuen Flughafens auch wieder den Rosinenbomber anbieten zu können. Bis dahin gibt es ab April Ersatz: Das Unternehmen startet dann wieder die gewohnten Rundflüge, allerdings in einem Doppeldecker, einer Antonow An-2, die derzeit auf dem Flugplatz Finow steht.

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