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Berlin: Zeitung „Hürriyet“ legt sich an – auch mit dem Türkischen Bund

„Hürriyet“ mobilisiert. Das türkische nationalistische Boulevardblatt hat eine Kampagne gestartet gegen die Gedenkveranstaltung der Armenier an den Völkermord vor 90 Jahren an diesem Samstagabend im Abgeordnetenhaus.

„Hürriyet“ mobilisiert. Das türkische nationalistische Boulevardblatt hat eine Kampagne gestartet gegen die Gedenkveranstaltung der Armenier an den Völkermord vor 90 Jahren an diesem Samstagabend im Abgeordnetenhaus. Die Zeitung veröffentlichte die Faxnummern der Berliner Abgeordnetenhausfraktionen und rief die Leser zu schriftlichem Protest auf. Auf dem türkischen Berliner Regionalsender TD 1wurden die Faxnummern ebenfalls eingeblendet.

Auch der Türkische Bund BerlinBrandenburg (TBB) geriet ins Visier der „Hürriyet“. TBB-Vorstandsmitglieder hatten sich mit dem Wissenschaftler Halil Berktay von der Sabanci-Universität Istanbul getroffen, der meint, die Türkei hinke bei der Aufarbeitung des Themas dem Stand der internationalen Forschung hinterher. Berktay hatte am Montag bei einer Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung gesprochen. „Hürriyet“ titelte in ihrem Europateil „Das Spiel des TBB“ und nannte die Runde mit Berktay ein „Geheimtreffen“. Im Internet rechtfertigte sich der TBB, es sei sein „demokratisches Recht“, sich „unabhängig von ihrer Einstellung“ mit Wissenschaftlern aus der Türkei und anderen Personen zu treffen. Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagte: „Die Verschwörungstheorien der ,Hürriyet‘ (,Geheimtreffen‘) sind berühmt-berüchtigt. Der Versuch, jeden offenen Dialog über die armenische Tragödie durch Meinungsterror zu verhindern, ist allerdings inakzeptabel.“

Die Türkische Gemeinde Berlin ruft alle Türken zum Protest gegen die Veranstaltung im Abgeordnetenhaus auf und warnt vor Unruhen. Vor allem das Datum sei eine Provokation. „Am 23. April feiern wir die Parlamentsgründung durch Atatürk mit einem Internationalen Kinderfest im Volkspark Schöneberg“, sagte ein Sprecher der Gemeinde. Er kündigte einen Infostand vor dem Abgeordnetenhaus gegen die „einseitige Parteinahme“ an. Ilias Uyar vom Vorstand der Deutsch- Armenischen Gesellschaft, nannte es „sehr schmerzlich“, dass die Türkische Gemeinde die „Leugnungspolitik der Türkei kritiklos übernimmt“. So werde Aussöhnung unmöglich gemacht.jul/m.m.

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