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Zentraler Realschulabschluss: Schummelei: Mathe-Prüfung muss wiederholt werden

Die Mathematik-Klausur für den Mittleren Schulabschluss muss in ganz Berlin wiederholt werden. Die zentral gestellten Aufgaben waren einigen Schülern vorher bekannt. Jetzt müssen alle 28.000 Zehntklässler am 23. Juni nochmal ran.

Das ist für jeden Schüler ein Alptraum – nach einer Klausur zu erfahren, dass diese wiederholt werden muss. So geschah es gestern. Die Matheprüfung für den mittleren Schulabschluss war geschrieben, als bekannt wurde, dass einige Schüler die Aufgaben vorher kannten. Weil aber nicht festzustellen ist, welche Schüler das sind, müssen alle darunter leiden: Sämtliche 28 000 Schüler schreiben die Matheklausur noch einmal. Neuer Termin ist der 23. Juni.

Nach Tagesspiegel-Informationen aus Schüler- und Elternkreisen sind die Aufgabenblätter fotografiert worden; Schüler schickten sie einander dann per Mail – und waren gestern bestens vorbereitet. "Im Laufe der Klausuren meldeten uns Schulen, dass manche Schüler erkennbar die Fragen kannten“, so der Sprecher der Bildungsverwaltung, Kenneth Frisse. Die Bildungsverwaltung hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

An welcher Stelle das Leck zu suchen ist, konnte gestern Abend niemand sagen. Die Prüfungsaufgaben werden zentral gestellt. "Das System ist an sich wasserdicht“, sagte Wolfgang Harnischfeger, Direktor des Beethoven-Gymnasiums in Lankwitz und Vorsitzender der Vereinigung Berliner Schulleiter. "Die versiegelten Umschläge wurden wie vorgeschrieben im Tresor gelagert; heute wurden sie eine Stunde vor Beginn der Prüfung geöffnet und den Fachlehrern übergeben.“ Er bezeichnete den Vorfall als peinlich.

Um 13 Uhr hätte eigentlich der Lösungsbogen im Intranet freigeschaltet werden sollen, also dem Netzwerk, an dem Schulen und Senatsverwaltung hängen. Als das nicht passierte, sei man stutzig geworden. "Erfahren haben wir es dann gegen 16 Uhr“, so Harnischfeger. Am Morgen habe noch niemand von der Panne gewusst, sonst hätte man die Klausur bestimmt abgesagt.

"Ich bedaure, dass sich so viele Jugendliche bei der heutigen Klausur vergeblich angestrengt haben“, sagte Staatssekretär Eckart Schlemm. Diejenigen, die sich unbefugterweise die Aufgaben verschafft und sie – gegen Entgelt oder kostenlos – in Umlauf gebracht haben, hätten vielen Schülerinnen und Schülern geschadet.

Sämtliche Aufgaben waren vorab durchgesickert. Schüler an mindestens einem Dutzend Schulen sollen die Aufgaben gekannt haben. Insgesamt betrifft die Wiederholung der Prüfung 346 Schulen.

Es war nicht die erste Panne dieser Art. Im Mai hatte eine Schule das Französisch-Abitur versehentlich eine Woche zu früh schreiben lassen – so war die Geheimhaltung nicht mehr gewährleistet; das Klausurthema musste neu gestellt werden. Im September 2007wurde bekannt, dass ein Richter Prüfungsfragen fürs zweite juristische Staatsexamen verraten hatte; 100 Rechtsreferendare mussten eine Klausur wiederholen. Ähnliches hatte es 2005 und 2002 gegeben. Im Jahr 2004 hatten Lehrerkinder sich die Aufgaben für Vergleichsarbeiten beschafft und sie unter ihren Freunden verteilt.

Fatina Keilani

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