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Berlin: Zeugen statt Beweise

Weitere Befragung im Prozess gegen Mutter, die ihre Tochter Amani ermordet haben soll

Teshua K. hatte keine Frage an ihren ehemaligen Freund. Sie, die wegen Mordes an ihrer achtjährigen Tochter vor Gericht sitzt, wollte sich gestern beschweren. „Ich bin nicht einverstanden, wie Zeugen hier befragt werden“, kritisierte sie. Da hatte der Ghanaer gerade die Antwort auf die Frage, ob er mit einer Schlepperorganisation nach Deutschland gekommen sei, verweigert. Doch Teshua K. forderte, auf eine Aussage zu bestehen.

Menschenhändler, Kinderpornografie – schon zu Beginn des Prozesses hatte die 33-jährige Mutter, in Berlin geborene Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers, solche Überlegungen ins Spiel gebracht. Weil ihre Tochter frühreif gewesen sei, habe sie befürchtet, sie könnte Opfer sexueller Übergriffe oder von Verschleppung werden. Sie wolle wissen, wer ihr Kind auf dem Gewissen habe, ließ sie vor zwei Wochen über ihre Anwältin erklären und bestritt die Tat.

Es ist ein Indizienprozess, viele Zeugen werden gehört. Hatte sich die Angeklagte in den Wochen vor dem Mord verändert? „Wie war das Verhältnis von Mutter und Kind?“, wurde auch der Exfreund der Angeklagten gefragt. „Teshua hat sie wirklich geliebt“, sagte er. „Ihr gegenüber ist sie nie wütend geworden.“ Er allerdings habe sie als zunehmend aggressiv und unberechenbar erlebt. Im März habe sie ihn rausgeworfen.

Der 38-jährige O., der Anfang 2007 für etwa sechs Wochen bei Teshua K. wohnte, berichtete auch von einem Gespräch etwa Mitte April. Da habe seine Exfreundin ihn überreden wollen, trotz der Trennung mit ihm zu einem Fest zu gehen. Es sei die letzte Gelegenheit für ein Treffen, soll sie ihm prophezeit haben. Alles könne geschehen; sie habe genug vom Leben. Als sie sich dann auf der Party sahen, habe er heimlich ihre Tasche nach einer Waffe durchwühlt.

Die achtjährige Amani wurde am 5. Mai von einer Spaziergängerin mit durchschnittener Kehle vor einer Bank in einem Schmargendorfer Park entdeckt. Teshua K. wurde einen Tag später festgenommen. Die Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden, doch an der Kleidung der Mutter soll es Blutspuren gegeben haben. Viele Fragen sind offen, auch das mögliche Motiv der Mutter ist nicht geklärt. Es soll Hinweise auf Wahnideen gegeben haben. Zwei Gutachterinnen sitzen mit im Gerichtssaal. Die Verhandlung wird Dienstag fortgesetzt. K. G.

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