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Berlin: Zeughaus: Technik von morgen im Haus von gestern

Diesen riesigen Raum hat so noch kaum jemand gesehen, wiewohl er in einem bekannten Gebäude an einer prominenten Straße liegt: Den freien Blick über die weite Strecke von neunzig Metern Länge - also von einem Ende des Hauses zum anderen - unterbrechen nurmehr braune, mit Travertinplatten verkleidete Pfeiler, auf denen das Dach ruht. In zwei Jahren wird sich in diesen sieben Meter hohen Sälen wieder die deutsche Geschichte mit all ihren Rundungen, Ecken und Kanten präsentieren.

Diesen riesigen Raum hat so noch kaum jemand gesehen, wiewohl er in einem bekannten Gebäude an einer prominenten Straße liegt: Den freien Blick über die weite Strecke von neunzig Metern Länge - also von einem Ende des Hauses zum anderen - unterbrechen nurmehr braune, mit Travertinplatten verkleidete Pfeiler, auf denen das Dach ruht. In zwei Jahren wird sich in diesen sieben Meter hohen Sälen wieder die deutsche Geschichte mit all ihren Rundungen, Ecken und Kanten präsentieren. Heute aber zeigt sich der Historienort nur als ein profaner Bauplatz mit staubigem Fußboden und aufgerissenen Wänden - das Deutsche Historische Museum.

Im 1706 vollendeten barocken Zeughaus wird, wieder einmal, gebaut. Das älteste Gebäude Unter den Linden war Ende 1998 geschlossen und danach vollständig ausgeräumt worden. "Nachdem in den Jahren 1994 bis 1998 bereits die Fassade nach historischen Farbbefunden (rosa!) saniert worden war, dient die Sanierung im Inneren des 300 Jahre alten Gebäudes vor allem dazu, dem technischen Museumsstandard des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden", erläutert Angelika Wachs vom Deutschen Historischen Museum und sagt, wie es weitergeht: "Die künftige Dauerausstellung, die quasi in einer modernen Inszenierung der Geschichte vom Mittelalter bis heute authentische Geschichtszeugnisse mit audiovisuellen und elektronischen Medien korrespondieren lässt, wird mit 7500 Quadratmetern dann über mehr als das Doppelte der bisherigen Fläche verfügen".

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Technischer Museumsstand des 21. Jahrhunderts? Genau darum bemüht sich Architekt Winfried Brenne, dessen Entwurf so überzeugend war, dass er damit den Wettbewerb zum inneren Umbau des Zeughauses gewann. "Das Haus bleibt in seiner Struktur eigentlich so, wie es ist, das heißt, wir gehen von der Erhaltung der denkmalrechtlich geschützten Substanz aus", sagt der Architekt, "aber vollkommen erneuert wird die gesamte Gebäudetechnik, und hier speziell die Klimatisierung dieses Denkmals". Sie sei neuartig, kompliziert und einmalig in Deutschland, bestätigt auch Siegfried Hahn vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, dem Bauherrn des 50-Millionen-Mark-Projekts. Zwei Fensternischen sind bereits als Demonstrationsobjekte mit den neuen Klimaapparaten bestückt: "Die Fenster, die mit einer raffinierten Verriegelungstechnik aufgerüstet wurden, müssen die Frischluft für die Klimatisierung hereinlassen und gleichzeitig die Anforderungen an Wärme-, Schall- und Einbruchsschutz erfüllen - totzdem behalten sie ihr ursprüngliches Erscheinungsbild", sagt der Architekt und öffnet die Verkleidung der Klimageräte: Hier ist eine kompakte Technik-Anlage verborgen, die im Prinzip aus zwei Lüftungsgeräten besteht. Eins wälzt die Luft im Raum um und stellt durch Heizen, Kühlen, Befeuchten oder Entfeuchten ein konstantes Klima her. Das andere zieht je nach Bedarf die Frischluft von außen in das Gebäude und bringt sie gefiltert und temperiert in die Ausstellungsbereiche. Dies alles wurde ein Jahr lang nach Computersimulationen und Laborversuchen in einem Testraum im Zeughaus mit Erfolg erprobt - die Geräte, die mit elektronischer Hilfe für ein den wertvollen Ausstellungsstücken angemessenes Klima sorgen, sind unter den Fenstern hinter den einstmals von Fritz Kühn kunstgeschmiedeten Gittern versteckt. Das Klima-Geheimnis wirkt in der Nische im Verborgenen, die Technik passt sich der Historie des Museums an.

Der Architekt Winfried Brenne ist geübt beim Erhalten traditioneller, altehrwürdiger Bausubstanz; das Mitglied des Vorstandes der Berliner Stiftung Denkmalschutz nennt als Beispiele für die Arbeit seines Büros die Zehlendorfer Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte", ebenso wie die Gartenstadt Falkenberg im Bezirk Treptow von Bruno Taut, zahlreiche denkmalpflegerische Bestandsaufnahmen und Restaurierungen, so im Pankower Kissingenviertel und das ökologische Modellprojekt der Heinrich-Böll-Siedlung.

Für die gläserne Überdachung des 40 mal 40 Meter großen Schlüterhofs indes ist Brennes chinesisch-amerikanischer Kollege Ioeh Ming Pei zuständig: Im Hof mit den vor baulicher Unbill geschützten Masken sterbender Krieger beherrschen Stahlrohre und -gerüste die Szenerie. Aus diesem Hof führt ein unterirdischer Verbindungsgang zu Peis Neubau auf der Nordseite, 2700 Quadratmeter groß und für Wechselausstellungen vorgesehen. Übrigens: Im Zeughaus erhält das Kino neue Sessel, das beliebte Museums-Café kommt wieder, und der Buchladen - "Museumsshop" - wird wichtiger denn je: Man kann ihn später auch von der Straße aus betreten.

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