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Berlin: Zick-Zack ins Verkehrschaos

60 Straßenbahnen kreuzen stündlich die Liebknecht-Straße bei 40 000 Autos pro TagVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN.Auf der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte droht von Ende 1998 an ein Verkehrschaos, weil der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen keine Straßenbahn vor seinem Roten Rathaus haben wollte.

60 Straßenbahnen kreuzen stündlich die Liebknecht-Straße bei 40 000 Autos pro TagVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN.Auf der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte droht von Ende 1998 an ein Verkehrschaos, weil der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen keine Straßenbahn vor seinem Roten Rathaus haben wollte.Die Pläne für die nach Ansicht von Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) wichtigste Neubaustrecke der Straßenbahn mußten daraufhin so geändert werden, daß die Bahn zweimal je eine Fahrspur der Liebknecht-Straße blockieren wird.Nach dem Endausbau werden hier 60 Bahnen in der Stunde die Straße queren - rechnerisch pro Minute eine.Die Bauarbeiten beginnen jetzt. Der Chefplaner der Verkehrsverwaltung, Ural Kalender, räumt ein, daß es Konflikte zwischen dem Auto- und dem Straßenbahnverkehr geben wird."Hier werden wir mit Kompromissen leben müssen", sagte er gestern.Weil der Regierende Bürgermeister aus protokollarischen Gründen keine Tram vor dem Roten Rathaus haben wollte, fahren die Bahnen jetzt nicht geradeaus durch die Rathausstraße zur Spandauer Straße, sondern Zick-Zack durch die Gontardstraße und weiter auf der Karl-Liebknecht-Straße zur Spandauer Straße bis zum Hackeschen Markt. Dabei blockieren die Bahnen auf der Liebknecht-Straße beim Einmünden erst die Fahrspur Richtung Norden und beim Einfädeln auf die Spandauer Straße dann die Spuren Richtung Unter den Linden.Sobald um das Jahr 2000 dann auch, wie geplant, die Gleise von der Mollstraße durch den nördlichen Abschnitt der Liebknecht-Straße verlängert sein werden, passieren 60 Züge, 30 pro Richtung, in der Stunde die Gleise.Kalender hofft, daß die Ampeln so geschaltet werden können, daß wenigstens gleichzeitig zwei Bahnen um die Kurve biegen können - in jede Richtung eine.Denn 40 000 Autos wollen hier am Tag ebenfalls vorankommen.Auf den Bau einer besonderen "Tramallee", wo die Gleise von Bäumen eingefaßt worden wären, verzichteten die Planer. Wenn die Straßenbahn Ende 1998 wieder am Bahnhof Alexanderplatz hält, werden hier nach den Prognosen täglich 60 000 Fahrgäste ein-oder aussteigen, weitere 50 000 sind Umsteiger zur S- oder U-Bahn.Die Züge von vier Linien werden hier halten.Am 1.Januar 1967 fuhr über den Alex zum letzten Mal eine Straßenbahn.Seither ist das 176 Kilometer lange Netz nur noch unzureichend mit der Innenstadt verbunden.Die 2,9 Kilometer lange Neubaustrecke wird nach Angaben von Verkehrssenator Jürgen Klemann 48 Millionen Mark kosten.Die Arbeiten beginnen mit dem Abdichten der Decke des U-Bahnhofes; darüber werden später die Gleise liegen. Bereits am 25.Oktober wird in Wedding die Straßenbahn um 2,7 Kilometer vom Louise-Schröder-Platz zum Eckernförder Platz beim Virchow-Klinikum verlängert.Ob unter der Leipziger Straße ein Tunnel für die Tram gebaut wird, wie es die BVG wünscht, der später für die U-Bahn genutzt werden soll, ist dagegen wieder ungewiß.Die BVG hat zwar ein eigenes Finanzierungskonzept entwickelt, das den Landeshaushalt zunächst nicht belastet, doch die SPD will hier nicht mitziehen.Vor einer Entscheidung im Senat müßten weitere Fragen geklärt werden.Auf den Bau dieser Strecke einschließlich Tunnel drängt auch der Potsdamer-Platz-Investor Debis.Für die BVG gehört dieser Abschnitt ebenfalls zu den wichtigsten. Probleme mit Fernwärmeleitungen gibt es im Bereich Friedrichstraße, doch Klemann ist zuversichtlich, daß hier die neue Strecke ebenfalls noch in diesem Jahr fertig wird.

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