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Berlin: Zirkus um die Tiere

SPD-Politikerin fordert Verbot für wilde Arten in Arenen von Krone und Barelli

Das ist doch viel zu eng!, ruft das Mädchen. Der Tiger tut ihr Leid. So eine riesige Raubkatze und so ein kleiner Käfig.

Es ist Pause bei Circus Barelli, wer will, kann kurz die Tiere besuchen, und nicht nur das Mädchen findet, dass die Käfige und Gehege klein wirken. Zu klein für die neun Tiger. Beim Zirkus kennt man das Problem, deshalb hat der Ansager in der Manege vorsorglich verkündet, Barelli sei für den guten Umgang mit seinen Tieren bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Doch aus der Berliner Politik gibt es Protest: Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPDFraktion, Jutta Weißbecker, forderte erneut ein Wildtierverbot für Zirkusse. Sie ist chronisch empört, seit mit Barelli und Krone zwei Großzirkusse in Berlin gastieren.

Barelli hält sie vor, mit der Hauptattraktion – Tiger reitet auf Pferd – eine absurde, anachronistische Dressur darzubieten. Außerdem hätten die Tiger keine wärmegedämmten Wagen und müssten bei zehn Grad Celsius im Kalten übernachten. Bei Barelli versteht man die Aufregung erwartungsgemäß nicht. Der bengalische Königstiger Rashid und Kaltblüter Diabolo seien zusammen aufgewachsen, nur deshalb sei das Kunststück von Dompteur Karoly Donnert möglich, hieß es gestern. Auch hätte es von Seiten der Veterinärämter nie Beschwerden gegeben. Das gibt auch Jutta Weißbecker zu, die den bezirklichen Amtstierärzten aber unterstellt, die Zirkusse gar nicht richtig zu kontrollieren. Dem Zirkus Krone wirft sie unter anderem vor, nur einen kleinen Teil der mitreisenden Tiere fürs Programm zu nutzen, die restlichen nur auszustellen. Die Aussicht auf Bewegung und Abwechslung im Tagesablauf sei aber die Grundlage der Richtlinien für Zirkustierhaltung. Deshalb dürften Zirkusse ihre Tiere wesentlich beengter halten als Zoos. Bei Krone wies man das energisch zurück. Alle Löwen seien im Programm, alle Kamele, Zebras, Lamas, die Elefanten seien abwechselnd dran, sagte Sprecherin Susanne Matzenau. Tiere, die nicht auftreten, würden trainiert oder geschont.

Beschwerden über Tierhaltung im Zirkus tauchen immer wieder auf, wenn die Zirkusse auf Tournee sind. Aus Hessen hatte es deshalb vor nunmehr zwei Jahren eine Gesetzesinitiative gegeben, die das Ziel hatte, die Haltung wild lebender Tiere im Zirkus gänzlich zu verbieten. Außerdem sollte ein Zirkuszentralregister eingerichtet werden. Die Initiative ging im Neuwahlstrudel unter. Weißbecker kündigte gestern an, dass Berlin sich gleich nach der Regierungsbildung auf Bundesebene wieder darum kümmern werde. ari/maq

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