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Oberkantor Estrongo Nachama war bekannt für seine mitreißenden Gebetsgesänge.

© dpa

Zivilgesellschaft: Preis für Zivilcourage und Toleranz erinnert an Kantor Estrongo Nachama

"Hat nichts als Singen im Sinn", stand in seiner Stasi-Akte. Tatsächlich lag Estrongo Nachama vor allem den interreligiöse Dialog am Herzen. Ihm zu Ehren wurde jetzt ein Preis gestiftet. Damit ausgezeichnet werden sollen Berliner Bürger.

„Er hat Auschwitz überlebt, weil ich ihn den Nazis als Sänger empfohlen habe“, erzählt der Holocaust-Überlebende Henry Jacoby. „Er war ein verrückter Typ, hat überall gesungen“. Die Rede ist von Estrongo Nachama, dem langjährigen Oberkantor der liberalen Synagoge in der Pestalozzistraße in Charlottenburg.

Nachama zu Ehren soll ab 2013 jährlich am 4. Mai – dem Geburtstag des Namensgebers – der „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage“ verliehen werden. Jacobys Worte sind Teil eines Videointerviews, das am Freitag im Adlon Palais vorgespielt hat. An der Preisvorstellung nahmen neben Nachamas Witwe, Sohn und Enkel auch Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Kenan Kolat und der Intendant des Schlosspark-Theaters Dieter Hallervorden teil.

Der Grieche Nachama, der 1945 nach Berlin kam, „liebte couragierte Menschen“, sagte sein Sohn Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Sein Vater habe maßgeblich zum Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Berlin beigetragen und sich bis zu seinem Tod im Jahr 2000 für einen interkulturellen Dialog eingesetzt.

Der von der Stiftung Meridian ausgelobte Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Nominiert werden können Berliner bis zum 28. Februar eines jeden Jahres.

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