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Berlin: Zu dunkel

Ob sie sich den Job so vorgestellt hat? Justizsenatorin Gisela von der Aue wird gewusst haben, dass ihr Chefinnensessel schnell zum heißen Stuhl werden kann.

Ob sie sich den Job so vorgestellt hat? Justizsenatorin Gisela von der Aue wird gewusst haben, dass ihr Chefinnensessel schnell zum heißen Stuhl werden kann. Das gehört zum Berufsbild. Dass man Nerven braucht im Getöse um den Strafvollzug, die Jugendgewalt, Gefängnisinsassen auf der Flucht und ein unzufriedenes Personal, wird ihr Amtsvorgängerin Karin Schubert gesagt haben. Und Gisela von der Aue, die als Brandenburger Rechnungshofpräsidentin Stärke und Konfliktbereitschaft gezeigt hatte, wirkt durchaus unverzagt.

Nun aber hat sie sich selbst in eine gewisse Erklärungsnot gebracht. Ein wenig dünn und missverständlich wirkt die Ansage, ihr Vertrauen zu Staatssekretär Christoph Flügge sei erschüttert, deshalb müsse er gehen. Flügge geht in den wohlverdienten, aber teuren Vorruhestand des arbeitsfähigen Spaziergängers. Er mag als preußischer Beamter ausscheiden – ein Rufschaden bleibt. Denn er geht während des Medikamentenskandals. Nun ist ein Häftling einen makabren, vielleicht skandalösen Tod gestorben. Der Eindruck wird stärker, dass in Berliner Gefängnissen einiges ziemlich übel läuft. Doch nicht einmal eine Stadt ohne Geld darf sich den zynisch-kalten Umgang mit Häftlingen leisten.

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