zum Hauptinhalt

Berlin: Zu viel Führungspersonal

Polizeipräsident: Mitarbeiter bisher nicht richtig eingesetzt

Was sich während der Diskussion bereits andeutete, brach sich beim Abschlussbuffet dann Bahn: Berlins Kriminalbeamte sind enttäuscht von ihrem Polizeipräsidenten Dieter Glietsch. Doch da war der Polizeipräsident schon nicht mehr da. Zuvor hatte Glietsch beim Delegiertentag des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sein Konzept für eine neue Organisations und Führungsstruktur vorgestellt. Diese Reform, die im April nächsten Jahres umgesetzt werden soll, ist die radikalste Veränderung der bestehenden polizeilichen Leitungsstrukturen, die es seit rund zehn Jahren gegeben hat.

Im Kern geht es darum, die bisherigen Hierarchieebenen auszudünnen, den administrativen Aufwand zu verringern und die Führungsfähigkeit insgesamt zu verbessern. Aus diesem Grunde wird das Landesschutzpolizeiamt als oberste Führungsebene der Schutzpolizei mit der Pensionierung des derzeitigen Landesschutzpolizeidirektors Gernot Piestert aufgelöst. Damit werden die Leiter der Polizeidirektionen, deren Zahl von derzeit sieben auf sechs verringert werden sollen, künftig dem Polizeipräsidenten und seinem Stellvertreter direkt unterstellt. Zugleich werden die bisherigen, mehrere hundert Beamte umfassenden Leitungsstäbe in einen einzigen Stab zusammengeführt, der dem Präsidenten unmittelbar zuarbeitet.

Der „Personalverbrauch für Führungsaufgaben" sei zu hoch, sagte Glietsch. Es gebe zu viele Hierarchieebenen, dies führe zu zu viel Bürokratie, „und zu viel Bürokratie lähmt". Die Berliner Polizei habe genug Personal, es werde nur nicht richtig eingesetzt sagte Glietsch. „Gute Pläne, große Worte, aber der Teufel liegt im Detail", meinte der neu gewählte BDK-Landesvorsitzende Lutz Hansen dazu.

Abgesagt hat Polizeipräsident Dieter Glietsch die Vereidigung von 680 Polizeischülern wegen der geplatzten Solidarpaktverhandlungen mit den Gewerkschaften. Der Nachwuchs sollte ursprünglich am 4. November den Diensteid ablegen und wäre damit zu Beamten auf Widerruf ernannt worden. In seiner Begründung an die Azubis, die aber offenbar noch nicht alle erreicht hat, schreibt Glietsch: „Mit Schreiben vom 18. Oktober 2002 hat die Senatsverwaltung für Finanzen darauf hingewiesen, dass die mit dem Solidarpakt erwartete Entlastung bei den Personalausgaben nun durch andere Maßnahmen ersetzt werden muss. Für die Polizei bedeutet dies, dass mit sofortiger Wirkung keine Stellen mehr besetzt werden dürfen.Ob und wann diese Maßnahme wieder aufgehoben werden kann, hängt von der weiteren Entwicklung ab, die zurzeit nicht abschätzbar ist.“ Da die Auszubildenden nun „in völliger Ungewissheit“ darüber lebten, wie ihre berufliche Perspektive aussehe, scheine ihm derzeit eine „Feier nicht angebracht“ zu sein. OD/weso

-

Zur Startseite