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Geschlossene Gesellschaft. Wer einen Kita-Gutschein braucht, findet nicht überall Zutritt.

© Mike Wolff

Zu wenig Personal: Berlin kürzt Sprechstunden für Kita-Gutscheine

Der Juli ist die heiße Zeit der Kita-Anträge, denn das neue Betreuungsjahr beginnt im August. Wegen der hohen Nachfrage kommen einige Berliner Bezirke nicht mehr hinterher. Friedrichshain-Kreuzberg zeigt, wie es gehen kann.

In den Sommerwochen müssen sich Berliner Eltern auf stark eingeschränkte Öffnungszeiten der Kita-Gutschein-Stellen gefasst machen. Infolge der Antragsflut vor Beginn des neuen Kitajahres verzichten einige Bezirke auf die regulären Sprechstunden. In der gewonnenen Zeit sollen noch Kita-Gutscheine ausgestellt werden, damit die Eltern rechtzeitig einen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen können. Besonders angespannt ist die Situation im Bezirk Mitte. Hier stehen bis zum 19. Juli keine Mitarbeiter für persönliche Auskünfte zur Verfügung. Der Personalengpass sei urlaubs- und krankheitsbedingt, erläutert Jugendstadtrat Ulrich Davids (SPD). Da die anderen Abteilungen ebenfalls knapp mit Personal seien, könne er auch keine Mitarbeiter von dort an die Kita-Gutschein-Stelle abordnen. „Die Telefonsprechstunde findet aber statt“, betont Davids. Zudem könnten die Anträge im Internet runtergeladen und dann per Post zugeschickt werden.

Auch in anderen Bezirksämtern gibt es teilweise nur eingeschränkte Sprechzeiten. Marzahn-Hellersdorf, Pankow und Tempelhof-Schöneberg greifen zu demselben Mittel. Die Abschottung vom Publikumsverkehr ist für sie das letzte Mittel, mit dem sich die Verwaltung zu helfen versucht. Nur so könnten sich die zuständigen Abteilungen in den Hochphasen der Anträge auf deren Bearbeitung konzentrieren. Der Personalmangel ist in den Bezirken nicht neu, aber gerade in den Jugendämtern akut. Wie in vielen anderen Behörden auch werden Stellen nicht oder nicht sofort neu besetzt, wenn Mitarbeiter ausscheiden oder über längere Zeit ausfallen. Auch der hohe Anteil weiblicher Beschäftigter wirkt sich aus: Sie gehen häufiger in Teilzeit als ihre männliche Kollegen, und es ist nicht immer möglich, die halben Stellen neu zu besetzen. „Wir versuchen vor allem, den Kinderschutz nicht auszudünnen“, sagt Jugendstadträtin Elfi Jantzen (Grüne) aus Charlottenburg-Wilmersdorf.

In Friedrichshain-Kreuzberg gibt es keinen Engpass. Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne) erklärt das damit, dass sie ein „Frontoffice“ eingerichtet hat, das die Anträge entgegennimmt. Zur Verstärkung gibt es zudem zwei fast fertige Azubis aus anderen Abteilungen.

„Wenn ich versuche, eine Lücke zu stopfen, reiße ich an anderer Stelle eine auf“, klagt hingegen Bezirksstadträtin Jantzen. Auch in ihrem Bezirk ist die dünne Personaldecke kein neues Problem. Wie berichtet, war hier die Elterngeldstelle monatelang das Hauptproblem. Die Einschränkungen für die Bürger waren so massiv, dass die Senatsverwaltung für Jugend sogar ein Aufsichtsverfahren veranlasste. Die Sache liege jetzt beim Verwaltungsamt, berichtet Behördensprecher Ilja Koschembar. Die eingeschränkten Öffnungszeiten in Mitte haben die Senatsverwaltung ebenfalls alarmiert. Sie fordert jetzt Aufklärung darüber, wie es weitergeht. Dass Eltern infolge der gestrichenen Öffnungszeiten keinen Kitaplatz bekommen, befürchtet Davids nicht. Im Gegenteil: Die Maßnahme diene ja gerade dazu, die Kita-Gutschein-Anträge schnell abzuarbeiten. Und wenn sich ein Gutschein dann wirklich mal verzögere, „dann rufen wir eben in der Kita an und sagen, dass der Gutschein kommt“.

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