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Züge auf Umwegen: Ciao, Bahn!

Helmut Schümann nimmt den Schönefeld-Express – oder auch nicht.

Über den römischen Senator Cato wird kolportiert, dass er all seine Reden in einer Art Endlosschleife mit einem bestimmten Ansinnen abschloss. Nun haben wir in Berlin kein Karthago, wir haben die Bahn. Wir wollen sie nicht gleich zerstören, aber in einer Art Endlosschleife über sie klagen, das wollen wir schon. Gestern an dieser Stelle Bahn – ja, und heute wieder!

Urlaubsende, der Flieger aus Italien landet vor dem Plan. Es ist kurz vor 22 Uhr. Man könnte den Airport-Express nach Charlottenburg nehmen. „Aber nein, der fährt nicht“, sagt ein Mann auf dem Bahnsteig, auch der Reisender, nicht etwa Bahnangestellter, „der wird nach Lichtenberg umgeleitet.“ An der Anzeigetafel steht davon nichts. Eine Lautsprecherdurchsage meldet den Zug nur leicht verspätet. Zurück im Bahnhofstunnel findet sich nach erheblicher Suche ein kleiner Zettel in einem Schaukasten, DIN A 5, auf dem sehr umständlich von einer Umleitung zu lesen ist.

Auf dem Bahnsteig auch ein italienisches Paar, englischsprachig. Es möchte zum Alexanderplatz. Man erklärt, dass 20 Minuten später der Regio nach Nauen fährt, über Alexanderplatz und Charlottenburg. Die Italiener sind erleichtert. Kontrolle im Tunnel: Noch ein Zettel, DIN A 5, auch dieser Zug wird umgeleitet. Rüber zur S-Bahn. Die fährt bis Schöneweide. Von dort, so sagt die Tafel, besteht „Pendelverkehr zum Treptower Park, zu den Zeiten 14, 34, 54“. Die Italiener verstehen nichts, man selber auch nicht. Sie geben auf, fahren Taxi. Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Bahn ihr Kommunikationsproblem lösen sollte.

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