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''Zug der Erinnerung'': Auf dem Abstellgleis

Zum Gedenken an die europäischen Deportationen ist der "Zug der Erinnerung" ab morgen unterwegs von Cuxhafen ins ehemalige Konzentrationslager Auschwitz. Die Ausstellung sollte auch im Berliner Hauptbahnhof und im Bahnhof Grunewald gastieren. Die Bahn behindert das Vorhaben.

Mit Fotos und Lebenszeugnissen der deportierten Kinder und anderen ausgewählten Biographien an Bord, sollte der "Zug der Erinnerung von 13. bis 22. April in Berlin anhalten. Geplant waren Stopps im Berliner Hauptbahnhof, am Bahnhof Lichtenberg, in Schöneweide, am Westhafen/ Pulitzbrücke und am Bahnhof Grunewald.

Aus "betrieblichen" Erfordernissen  kann der "Zug der Erinnerung" nicht im Berliner Hauptbahnhof halten. Die alte Dampflok, das Triebfahrzeug des Zuges, gefährdet nach Angaben der Deutschen Bahn AG die Sicherheit des neuen Bahnhofs. Die Rauchmelder könnten nicht ausgeschaltet werden und der Zugverkehr auf der Ost-West-Trasse werde zu sehr behindert, wenn man dort ein Gleis für die Ausstellung sperren würde.

Eine Argumentation, mit der die Deutsche Bahn AG nicht das erste Mal versucht hat, die Ausstellung zu verhindern - im Hamburger Hauptbahnhof und in Köln lief es ähnlich ab. Proteste haben bewirkt, dass der Zug dann aber doch einfahren und die Ausstellung stattfinden durfte. Die Initiatoren der Ausstellung wollen einen Stopp an zentralen Stellen der Stadt. Dazu gehören der Hauptbahnhof und der ehemalige Deportationsbahnhof Grunewald. Auch der Aufenthalt in Grunewald ist gefährdet. Es gebe nur zwei Abstellgleise ohne öffentlichen Zugang, heißt es in der Begründung der Deutschen Bahn AG. Das Bahngleis 17, an dem ein Mahnmal an die Deportationen erinnert, sei mittlerweile stillgelegt, sagte ein Sprecher der Bahn.

Über 100.000 Euro Gebühren

Dirk Stegemann, ein Initiator der Ausstellung, bezweifelt diese Begründung. "Wir meinen, dass ein Zug hinter dem Stellwerk, parallel zur Gedenkrampe, halten kann", sagte er im Interview mit der taz. Stegemann hofft auf den öffentlichen Druck und dass dieser hilft, die Bahn umzustimmen.

Doch das ist nicht das einzige Problem, das die Veranstalter zu stemmen haben. Die Bahn AG belegt den "Zug der Erinnerung" mit hohen Gebühren: 3,50 Euro pro gefahrenen Kilometer und pro Abstellstunde 5 Euro, für einen ganzen Tag 450 Euro. Die Gesamtkosten der privaten Bürgerinitiative belaufen sich somit auf über 100.000 Euro. Nach Otto Wiesheu, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, ist die "Inanspruchnahme der Eisenbahninfrastruktur" ohne Einschränkung "kostenpflichtig". Dem "massiven öffentlichen Druck" werde sich die Bahn "nicht beugen".

Auch der fraktionsübergreifende Vorschlag an DB-Chef Hartmut Mehdorn, die Gebühren zwar einzuziehen, diese dann aber als Spende zu neutralisieren, lehnt die Bahn ab. (tbe)

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