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Zukunftsforscher: "Berlin wird Hauptstadt der kreativen Klasse"

Karlheinz Steinmüller ist Physiker und Zukunftsforscher und arbeitet als wissenschaftlicher Direktor der „Z_punkt GmbH The Foresight Company“.

Berlin in 20 Jahren – welche Chancen gibt ein Zukunftsforscher der Stadt?

Ich bin moderater Optimist und tippe auf eine positive Entwicklung. Die Stadt hat einen guten Ruf, der Tourismus wächst und viele wollen sich hier ansiedeln. Die großen symbolischen Bauprojekte wirken: Der Flughafen Schönefeld ist ein wichtiges Luftdrehkreuz und das Humboldt-Forum Teil einer brodelnden Museumsindustrie. Die Anziehungskraft auf junge Leute macht Berlin zur Hauptstadt der kreativen Klasse. Modeschöpfer, Designer, Architekten prägen das Bild. Die Wirtschaft wächst mit bis zu zwei Prozent jährlich, das mehrt den Wohlstand.

Und das negative Szenario?

Die Zwangslage des öffentlichen Haushaltes verschärft sich, der Schuldenberg wächst. Das schränkt den politischen Spielraum ungeheuer ein. Freiwillige staatliche Leistungen werden gekürzt. Berlins Armut wird im öffentlichen Raum sichtbar, zumal die Ordnungsämter kaum Personal haben. Das wirkt sich auf die Wirtschaft aus. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang.

Wie entkommt man der Spirale?

Die Frage der Bildung ist entscheidend. Firmen klagen schon heute darüber, dass in zehn Jahren ihre Ingenieure in Rente gehen und es keinen Nachwuchs gibt. Der ist oft falsch oder schlecht ausgebildet. Viele Menschen werden auch länger in Arbeit bleiben, zumindest in Teilzeit. Andere werden wie heute lange vor dem 67. Jahr in Rente gehen. An Stelle der physischen Abnutzung tritt das psychische Ausbrennen.

Und was ändert sich technologisch?

Die Alltagsgeräte werden intelligent. An die Stelle von Lampen tritt das flächige Licht aus LEDs. Sie können besser dosiert werden. Kühlschränke und Waschmaschinen schalten sich ein, wenn Kraftwerke zu viel, also billigen, Strom liefern. Kleidung besteht aus Fasern, die sich bei Wärme ausdehnen und bei Kälte zusammenziehen. Es könnte sogar Bildschirm-Hemden geben. Die Luft in Neubauten ist besser als vor der Haustür. Den Massenmarkt bestimmen neue Technologien zum Energiesparen.

Karlheinz Steinmüller, Physiker und Zukunftsforscher, ist wissenschaftlicher Direktor der „Z_punkt GmbH The Foresight Company“. Mit ihm sprach Ralf Schönball.

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