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Berlin: Zuletzt explodiert die Brücke von Hawaii Parodie und Patronen: Ben Stiller stellte im Adlon

seinen neuen Film „Tropic Thunder“ vor

Also, wie ist er denn nun, der Geruch von Napalm am Morgen? Riecht es nach Sieg? Eine mögliche, durchaus nicht aus der Luft gegriffene Einstiegsfrage in ein Gespräch mit Ben Stiller über seinen neuen Film „Tropic Thunder“. Das Napalm-Bonmot, das ist der vielleicht berühmteste Satz aus Francis Ford Coppolas Dschungelkriegsfilm „Apocalypse Now“, und wenn er auch so nicht in Stillers Drehbuch steht, so hat dieser doch aus der Bilderwelt seines Regiekollegen hemmungslos zitiert. Wie auch aus anderen Vietnam-Spektakeln, von „Platoon“ bis „The Deer Hunter“, und das Weltkriegsepos „Die Brücke am Kwai“ ist ebenfalls dabei. Die parodistische Haltung dagegen findet man bei „M.A.S.H.“ oder „Hot Shots“.

Ein Frage, die also am gestrigen Nachmittag in der Luft lag wie Napalmgeruch, wenn man so will. In dieser Woche kommt „Tropic Thunder“ in die deutschen Kinos, und um das Publikum darauf auch richtig einzustimmen, war Stiller – Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller in einem – nach Berlin gekommen und gab im Hotel Adlon Interviews in Serie.

Ein Film, dessen Struktur sich komplizierter anhört als sie dann auf der Leinwand erscheint. Es geht um Dreharbeiten im Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Laos und Burma, Szenerie für den ultimativen Vietnam-Film, von dem sich eine Handvoll berühmter, doch mehr oder weniger mackenbehafteter Schauspieler eine Menge verspricht. Allerdings, es ist eine Chaosproduktion, der bald der Geldhahn zugedreht wird. Letzte Lösung: Die Kinosoldaten werden mitten im Dschungel abgesetzt, sollen sich jetzt, von versteckten Kameras gefilmt, selbst den Weg ins Freie erkämpfen. Eine gar nicht so üble Idee, wären da nicht die finsteren Gestalten vom ortsansässigen Drogenkartell, die hinter den Kriegsspielen echte Antidrogenagenten vermuten.

So ist „Tropic Thunder“ zunächst einmal ein Zwitter aus Actionfilm und Parodie, aber eine Parodie nicht nur des Genres, sondern des Filmgeschäfts an sich, wie Stiller betont: „Der Film ist auf jeden Fall inspiriert von vielen echten Kriegsfilmen, weil ich das Genre sehr mag, aber er handelt eben auch davon, wie Hollywood und seine Spieler unter extremen Umständen funktionieren.“ Der Keim zu seinem neuen Film wurde bereits in den achtziger Jahren gelegt, als Kriegsfilme mal wieder in Mode waren, Schauspieler sich reihenweise in falschen Trainingslager schleifen ließen und hinterher von den intensiven Erfahrungen schwadronierten. „Dieses selbstbezogene, wichtigtuerische Gequatsche fand ich unglaublich komisch. Ich wusste nur nicht, wie ich daraus einen Film machen kann.“

Stiller selbst spielt den allmählich aus der Mode kommenden Actionhelden Tugg Speedman, dessen Versuch, durch die Rolle eines geistig Behinderten doch noch einen Oscar zu ergattern, so schmählich scheiterte und der nun alle Hoffnung auf „Tropic Thunder“ setzt.

Der geborene Actionregisseur ist Stiller zwar nicht, aber angesichts der kriegserfahrenen Spezialisten, die er um sich versammelt hatte, konnte eigentlich nicht viel schiefgehen, von Kameramann John Toll („Der schmale Grat“) über den Stuntkoordinator Brad Martin („Stirb langsam 4.0“ bis zu Flugkoordinator Alan Purwin („Stirb langsam“). Gedreht wurde auf der zum Hawaii-Archipel gehörenden Insel Kauai, und natürlich fliegt dort zum Schluss als Höhepunkt eine Brücke in die Luft, wie man es aus „Wem die Stunde schlägt“ kennt oder eben aus „Die Brücke am Kwai“. Kinofans werden ihre wahre Freude haben. Andreas Conrad

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