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Berlin: Zum Finale boomt auch der Tourismus

Am letzten WM-Wochenende rechnen Hotels mit einem Besucherrekord. Auch am Flughafen Tegel bereitet man sich auf den Ausnahmezustand vor

Auf das nächste Wochenende haben nicht nur Fußballfans seit mehr als drei Wochen gewartet: Mit dem WM-Finale kommt nach Ansicht des Chefs der Berlin-Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTM), Hanns Peter Nerger, auch der Berlin-Tourismus auf volle Touren – wenn auch nur kurzfristig. Mit 90 Prozent werden die Hotels und Pensionen der Stadt ab Freitag so gut ausgelastet sein wie in den ganzen bisherigen drei Weltmeisterschaftswochen nicht.

Die Berliner Flughäfen rechnen nach Angaben eines Sprechers allein am Sonntag zum Endspiel mit 270 zusätzlichen Landungen. Und die Lufthansa wird wegen der für Montag erwarteten Rückreisewelle in Tegel ab 4.15 Uhr früh zehn zusätzliche Check-in-Schalter unter freiem Himmel einrichten. Gerechnet wird allein bei der Lufthansa mit 11 000 abfliegenden Passagieren, eine Verdoppelung gegenüber klassischen Montagen. „Einen ähnlichen starken Passagier-Ansturm hatten wir nur während der Reichstags-Verhüllung“, sagt Stationsleiter Stephan Weinmann. „Aber die Fußball-WM schlägt alle Rekorde.“

Tourismus-Experte Nerger erwartet durch die WM eher langfristige Impulse. Die eine Woche nach dem WM-Finale geplante Loveparade werde vermutlich ein großer Erfolg, weil sich die Straße des 17. Juni international als Partymeile etabliert habe. Danach folgt am 22. Juli die ebenfalls wegen der WM verschobene Parade zum Christopher-Street-Day. Ob die Zahl der Touristen nach der Weltmeisterschaft aber noch extrem gesteigert werden könne, sei fraglich. Denn viele potenzielle Berlin-Besucher hätten ihre Reise-Entscheidung für dieses Jahr längst getroffen. Aber für das nächste Jahr gebe es große Erwartungen für ganz Deutschland und für Berlin. Nerger ist sicher: „2007 fahren wir die Ernte ein.“

Er begründet seine Zuversicht mit der positiven Ausstrahlung, die Berlin und Deutschland durch die Fußball-WM ausgelöst haben. Denn bisher hatten sich die Hoffnungen auf den ganz großen Gäste-Boom zur WM nicht erfüllt. Alles in allem sind zwar schätzungsweise rund 450 000 Touristen täglich während der Weltmeisterschaft in der Stadt, an „normalen“ Tagen sind es rund 345 000. Die Hotels und Pensionen sind mit rund 65 Prozent während der bisherigen WM sogar etwas weniger ausgelastet als sonst. Das liegt vor allem an den „WM–Nomaden“, wie Nerger sie nennt – Fans, die zumeist mit günstigen Bahnkarten nach Berlin gekommen und sofort nach dem Spiel wieder abgereist sind, wie etwa die Brasilianer. Schmerzlich sei für die Hotelbranche, dass Tagungen und Kongresse – in dieser Zeit sonst besonders gefragt – in den letzten Wochen so gut wie gar nicht veranstaltet wurden. Die Tourismus-Manager unterschätzten außerdem die Anziehungskraft des „Public Viewing“ in vielen Städten. „Man musste nicht nach Berlin kommen“, sagt Nerger.

Genaue Touristenzahlen der letzten Wochen wird die BTM erst im August haben. Im April hatte sich die Zahl der Gäste im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent erhöht, auch der Mai war gut gebucht. Dass kurzfristig noch Fan-Massen der Final-Gegner kommen, glaubt Nerger nicht. „Das Endspiel ist längst ausverkauft.“ (mit du-)

Christian van Lessen

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