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Berlin: Zum Rücktritt schon seit Tagen entschlossen Als Frank Steffel am Sonntag seine Parteifreunde informierte, hatte er seine Erklärung bereits aufgesetzt

Fünf Tage lang wussten es nur Frank Steffel und ganz wenige, die ihm sehr nahe stehen. In diesen Tagen, vom Mittwoch bis zum Sonntag, führte Steffel Gespräche mit Vertrauten, um erst am Sonntag abend mit seinem Rücktritt vom Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden seine Partei und seine Fraktion nicht bloß zu überraschen, sondern zu schockieren.

Fünf Tage lang wussten es nur Frank Steffel und ganz wenige, die ihm sehr nahe stehen. In diesen Tagen, vom Mittwoch bis zum Sonntag, führte Steffel Gespräche mit Vertrauten, um erst am Sonntag abend mit seinem Rücktritt vom Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden seine Partei und seine Fraktion nicht bloß zu überraschen, sondern zu schockieren.

Am Sonntag nachmittag telefonierte Steffel der Reihe nach mit allen Mitgliedern seiner Fraktion, die er am Muttertag erreichen konnte. Er sagte ihnen, dass er die Fraktion nicht mehr führen wolle. Den Brief, der abends um 18 Uhr 42 per Fax die Öffentlichkeit erreichte, hatte er vorher aufgesetzt, um – wie es ein Vertrauter sagt – seinen Rücktritt „aktenkundig“ zu machen. So beugte Steffel, längst entschlossen, allen Versuchen vor, ihn von seinem Entschluss noch l abzubringen.

In der Fraktion hatten einige seit ein paar Tagen das vage Gefühl gehabt, dass möglicherweise Christoph Stölzls Rücktritt vom Landesvorsitz Ende April in diesen Wochen nicht die einzige Personalie von Bedeutung bleiben würde. Steffel habe in den Besprechungen am Mittwoch „merkwürdig uninteressiert“ an der eskalierenden Personaldiskussion gewirkt. Allerdings habe man ihn nicht darauf angesprochen. Eine seltsame, vorgewittrige Angespanntheit war am Mittwoch auch vor und nach der Fraktionssitzung zu bemerken: Während die Partei durch Stölzls Rücktritt kräftig in Bewegung gekommen und in eine Diskussion über den nächsten Landesvorsitzenden gekommen war, erlegte sich die Fraktion ein fast zwanghaft wirkendes Schweigen auf.

Wer Steffel in diesen Tagen sah und sprach, gewann den Eindruck, dass hier jemand große Energie darauf verwandte, sein Lächeln zu behalten. Steffel wirkte wie einer, der sich mit aller Kraft zusammennahm und sagte, er wolle nichts lieber als „Sacharbeit“. Das wirkte, als wolle er nicht wahrnehmen, wie eng die Debatte um Stölzl und Joachim Zeller, dessen designierten Nachfolger, mit seiner Person, der Kritik an seinem Führungsstil und seinem unveränderliche schlechten Image zusammenhing. Tatsächlich hatte Steffel, als er Rückkehr zur Sacharbeit anmahnte, für sich schon beschlossen, dass er dies nicht mehr organisieren würde.

Vertraute sagen nun, es seien zu viele „Schläge“ gewesen, die er habe hinnehmen müssen. Da war der offene Brief, in dem die Unternehmer und CDU-Mitglieder Hartwig Piepenbrock und Klaus Krone Steffel zum Rücktritt aufforderten. Steffel stehe in der Umfrage des „Berlin-Barometers“ als „unverkäuflicher“ Politiker dar - das habe eine „Negativwirkung“ auf die Partei. Das bestätigte der CDU-Schatzmeister Marc Aurel von Dewitz wenig später dieser Zeitung: Steffel sei ein wesentlicher Grund für die mangelnde Spendenbereitschaft der Unternehmer.

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