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Ein Bürgermeister für alle Fälle.

© ullstein - dpa

Zum Tod von Klaus Schütz: „Ein Vorbild an Pflichtbewusstsein“

Berliner Politiker würdigen das Lebenswerk des verstorbenen Klaus Schütz, der ein enger Vertrauter Willy Brandts war.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Klaus Schütz ist tot. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin starb am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie. Er wurde 86 Jahre alt. Der Parteifreund und Amtsnachfolger Klaus Wowereit (SPD) würdigte Schütz als „eindrucksvollen Menschen und herausragenden Politiker“. Er habe die Stadt geprägt und den Menschen in der Stadt Mut gegeben und Perspektiven gewiesen. „Er tat dies als Sozialdemokrat, für den die Lebensverhältnisse der Berlinerinnen und Berliner immer im Mittelpunkt seines Engagements standen.“ Es sei nie seine Art gewesen, sich in den Mittelpunkt zu drängen, sagte Wowereit. Schütz sei ein Vorbild an Pflichtbewusstsein gewesen und die „damals mutigen Ansätze im Umgang mit dem Ost-West-Konflikt im Rahmen der Entspannungspolitik Willy Brandts sind auch ihm zu verdanken“.

Wowereit, aber auch der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin und Potsdam und frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Jochen Feilcke würdigten die Verdienste des Verstorbenen um die deutsch-israelischen Beziehungen. Schütz war, nach dem Rücktritt als Regierender Bürgermeister, von 1977 bis 1981 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), erinnerte daran, dass Klaus Schütz dem Berliner Landesparlament 17 Jahre angehörte. Als enger Vertrauter Willy Brandts habe er die Ostpolitik des politischen Freundes eng flankiert und dazu beigetragen, den Alltag der Menschen im geteilten Berlin spürbar zu verbessern. Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß nannte Schütz einen „klugen Kopf und warmherzigen Menschen“ mit politischer Weitsicht und einem Gespür für die Bedürfnisse der Menschen, geprägt von den eigenen Erlebnissen als junger Mann im Krieg. Mit Willy Brandt sei er eng verbunden gewesen. „Die gemeinsamen Sonntagsspaziergänge um den Schlachtensee waren ein festes Ritual.“

CDU-Landeschef Frank Henkel bezeichnete Schütz als „großen Politiker der Stadt“. Sein Tod sei ein Verlust für Berlin. Auch die Grünen-Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, sprach der Familie und den Freunden ihr tiefes Mitgefühl aus. „Er war ein Regierender Bürgermeister, der fest in der Stadt verwurzelt war und gleichzeitig die Welt im Blick hatte.“ Der FDP-Landesvorsitzende Martin Lindner verwies darauf, dass Schütz in Berlin mehrere Jahre gemeinsam mit den Liberalen regiert habe. Er würdigte „seine Ehrlichkeit, seinen Mut und seine Zuverlässigkeit in der gemeinsamen Verantwortung für Berlin“. Über Parteigrenzen hinaus habe Schütz Sympathie und freundschaftliche Wertschätzung erworben.

Klaus Schütz stand von 1967, als Nachfolger von Heinrich Albertz, bis 1977 an der Spitze des Senats und musste dann, geschwächt durch Finanzaffären, zurücktreten. Nach seiner Zeit als Botschafter wurde der SPD-Politiker Intendant der Deutschen Welle, anschließend Direktor der Landesanstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen und 1992 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes.

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