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Zunehmende Brutalität: Polizei in der Defensive

Die Berliner Polizei hatte wieder ein hartes Wochenende. Bei einer Festnahme wurde einem Polizisten eine Rippe gebrochen. 60 junge Männer bedrängten die Beamten und forderten die Freilassung des Verdächtigen. Dann wurde ein Streifenwagen in Kreuzberg von einer Gruppe Männer angegriffen. Die Beamten flüchteten und riefen Kollegen zu Hilfe.

Der Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) warnt vor der zunehmenden Brutalität auf Berlins Straßen. Die Schilderung von Berliner Polizisten des Wochenende bestätigt das. Nach ihren Angaben hatten Mitarbeiter eines Neuköllner Einkaufcenters am Nachmittag die Beamten gerufen, da sie einen an einer Schlägerei beteiligten Mann wiedererkannt hatten. Der 20-Jährige wollte fliehen, konnte aber von einem Polizisten überwältigt werden. Dabei setzte sich der Mann so heftig zur Wehr, dass dem Beamten eine Rippe gebrochen wurde. Fünf junge Männer traten daraufhin auf die Beamten zu und forderten die Freilassung des Täters.

Die Einsatzkräfte drohten mit Pfefferspray. Doch ein 20-Jähriger ließ sich nicht abschrecken. Er versuchte, einen Polizisten mit der Faust zu schlagen und beleidigte ihn. Die Beamten konnten ihn zu Boden bringen und an den Händen fesseln. Sie forderten Verstärkung an, da sich mittlerweile 60 Menschen um sie versammelt hatten und sich verbal einmischten. Nach Eintreffen zusätzlicher Kräfte entspannte sich die Situation.

Sie stürmten auf den Einsatzwagen zu

Am Samstagmorgen waren zwei Männer in der Oranienstraße vor einer Schlägerei in einen Streifenwagen geflüchtet. Sie sprangen auf den Rücksitz des Autos und erklärten, sie seien von einer Gruppe mit Totschlägern und Messern angegriffen worden. Zwei der etwa zwölf Männer stürmten daraufhin auf den Einsatzwagen zu. Einem Täter gelang es, eine Hintertür zu öffnen und erneut auf eines der Opfer einzuschlagen. Zudem wurde ein Verkehrsschild in Richtung des Polizeiautos geworfen. Die Polizeibeamten fuhren in eine Nebenstraße und forderten Verstärkung an. Die Suche nach den Tätern blieb erfolglos.

DPolG-Landeschef Bodo Pfalzgraf sagte, viele Gewalttäter in der Hauptstadt würden keine Grenzen mehr kennen. Die direkte Konfrontation mit der Polizei sei "leider in Mode" und stärke das Ansehen der Täter in der Gruppe. Pfalzgraf warnte davor, dass in den "Parallelgesellschaften der Brennpunktkieze" der Rechtsstaat in Gefahr gerate.

Erst Anfang Mai waren Berliner Polizisten zweimal bei Einsätzen behindert und beleidigt worden. Bei der Überprüfung eines Autofahrers in Kreuzberg pöbelten Unbeteiligte die Einsatzkräfte an. Mindestens zwanzig Personen bedrängten die Beamten. Vier Tage zuvor waren Ordnungshüter in Schöneberg bei der Vollstreckung eines Haftbefehls gegen einen 17-jährigen Serientäter von rund 25 türkisch-arabischen Jugendlichen angegangen worden. Die Beamten setzten Pfefferspray ein. Im vergangenen Jahr wurden bei Übergriffen 865 Polizisten im Dienst verletzt, das waren 7 mehr als 2006.

Kathrin Hedtke, Mirko Hertrich[ddp]

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