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Berlin: Zurück in der Stadt der Leidenschaft Mit „Berlin“ landete John Watts von Fischer Z

1980 einen Hit. Jetzt legt er mit „Back to Berlin“ nach

Ihr Lied „Berlin“ war vor gut 20 Jahren ein großer Hit, Ihr neues Album beginnt mit dem Song „Back to Berlin“. Woher kommt diese Leidenschaft für unsere Stadt?

Berlin hat einen unglaublich starken künstlerischen Ruf, vor allem für die Avantgarde. Außerdem haben die Leute, die ich als Teenager bewundert habe – David Bowie, Iggy Pop und so – alle in Berlin gearbeitet. Mich hat die Idee einer Insel in einem Land immer fasziniert, und als ich „Berlin“ 1980 schrieb, war es ja noch eine Insel.

Das ist lange her. Aber inspirierend scheint es für Sie immer noch zu sein.

Ja. Die künstlerische Spannung ist noch da. Ich war in den 90er Jahren in vielen Clubs, die nur ein paar Nächte existierten, das war wahnsinnig anregend. Ich erinnere mich an einen Abend, als ich mit einem befreundeten Musiker unterwegs war. In einem Club war ein riesiger, völlig besoffener Bulgare dabei, den Laden in Trümmer zu legen. Dann tauchte die Polizei auf und wusste auch nicht, was zu tun ist. Wir haben uns dann mit dem besoffenen Kerl hingesetzt und geredet, bis wir ihn beruhigt hatten.

Haben Sie mal längere Zeit in der Stadt verbracht?

Ich wollte eigentlich mal nach Berlin ziehen. Aber dann hatte ich Angst, dass mein schwaches Deutsch nicht ausreicht. Ich bin allerdings seit 25 Jahren drei bis vier Mal im Jahr zu Besuch. Ich habe Freunde hier. Außerdem lebten meine Verwandten lange in Berlin. Die Familie meiner Frau, die aus Lettland kam, verbrachte den Krieg in Berlin. Daher kenne ich die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ich hatte viele Jahre lang ein Lieblingslokal. Es war ein italienisches Restaurant, „Il Sorriso“. Später ging da immer der Kanzler hin und die Preise stiegen, also mache ich jetzt einen Bogen drum.

In Ihren Songs erscheint Berlin als Metapher für ein bestimmtes Lebensgefühl.

Auf jeden Fall. Vor 25 Jahren war Berlin außerdem einfach sehr exotisch. Alleine die Anreise war immer ein Abenteuer. Ich erinnere mich, wie wir uns einmal auf der Autobahn von Hamburg nach Berlin verfahren haben – und plötzlich fanden wir uns in einem ostdeutschen Militärkonvoi wieder. Die hielten uns 13 Stunden lang fest, nahmen unsere Pässe weg…

In Ihrem neuen Song „Back to Berlin“ scheint die Stadt eher ein Symbol für den Frieden zu sein.

Ja, das heutige Berlin steht für mich auch für eine Haltung gegen Krieg und gegen die aktuelle Politik der USA. Für mich ist Schreiben immer auch politisch.

Ihre Texte geben oft reale Erlebnisse wieder. Wie ist das eigentlich mit dem legendären Berlin-Song von 1980? Der handelt vom morgendlichen Blick aus einem Zimmer, an dessen Wänden Fotos alter Filmstars hängen…

Das habe ich genau so erlebt. Ich wohnte mal in einem kleinen Hotel abseits des Kurfürstendamms. Da soll auch Bowie einmal übernachtet haben. Das Lied habe ich dort an der Bar geschrieben.

Und die schmerzenden, roten Augen, von denen Sie singen?

Meine eigenen.

Deutschland scheint Sie ja auch literarisch zu inspirieren. Auf Ihrer Homepage steht ein Gedicht, in dem Sie dem deutschen Spediteur Willi Betz huldigen.

Ach das… Nun, ich fahre gelegentlich mit der Fähre nach England. Und da sieht man immer zwei Sorten Lastwagen: Von Eddie Stobart und Willi Betz. Die Namen sehen einfach komisch aus. Also habe ich das Gedicht geschrieben. Eddie Eddie Eddie Stobart, Willi Willi Willi Betz. Klingt doch großartig, oder?

Das Gespräch führte Lars von Törne.

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