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Berlin: Zurück zur Natur: Bauprojekt auf dem Teufelsberg geplatzt Senatorin Junge-Reyer ist für Begrünung des Areals

und zieht Baugenehmigung für Investoren zurück

Eines der umstrittensten Berliner Bauprojekte ist gescheitert: Auf dem Teufelsberg im Grunewald werden nach Tagesspiegel-Informationen weder ein Hotel noch Wohnungen gebaut. Denn Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) lehnt es ab, die am 25. September endende Fertigstellungsfrist zu verlängern.

Die Investorengruppe um die Kölner Architekten Hartmut Gruhl und Hanfried Schütte hatte gehofft, bis dahin mit den Arbeiten beginnen zu können und dafür einen weiteren Aufschub zu erhalten. Nach dem Erschließungsplan hätten die Neubauten eigentlich schon im Herbst 2001 stehen müssen. Tatsächlich verfällt die ehemalige Abhörstation der Alliierten aber seit Jahren. Mehrmals wurden Bauarbeiten angekündigt, doch außer einer Musterwohnung kam nichts hinzu. Jetzt ist der Bausenatorin der Geduldsfaden gerissen. „Auf Grund der Untätigkeit der Investorengemeinschaft bin ich nicht gewillt, die Frist zu verlängern“, schrieb Ingeborg Junge-Reyer dem Naturschutzzentrum Ökowerk am Teufelssee.

In dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, spricht sie sich für eine Renaturierung aus. Die Kuppeltürme und andere Reste der Abhörstation sollten größtenteils verschwinden. Unklar sei nur noch, ob „die Kosten für das Land Berlin vertretbar sind“. Das Bauprojekt gelte in der Senatsverwaltung jedenfalls als gescheitert, bestätigte eine Sprecherin.

1996 hatte die Landesentwicklungsgesellschaft das Fünf-Hektar-Areal für 2,6 Millionen Euro verkauft. Jetzt bereiten die Bauverwaltung und die landeseigene Gesellschaft die Rückabwicklung vor. Auch der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sieht keine Chance mehr für die Investoren: „Zeitlich ist das nicht mehr zu schaffen.“ Umweltstadträtin Martina Schmiedhofer (Grüne) schlägt vor, EU-Fördergelder für eine Begrünung zu beantragen. Denn der Teufelsberg liege im Naturschutzgebiet. Senatorin Junge-Reyer will außerdem das „Aktionsbündnis Teufelsberg“ beteiligen, einen Zusammenschluss aus Naturschützern, Anwohnern und Grünen-Politikern.

Die Investoren zeigen sich überrascht. Architekt Hanfried Schütte sagte, eine Absage der Bauverwaltung liege ihm bisher nicht vor. „Untätigkeit kann man uns nicht vorwerfen.“ Der potenzielle Hotelbetreiber stehe fest. Dieser Partner sei jedoch erst zum Vertragsabschluss bereit, wenn es Interessenten für die 75 Wohnungen und Lofts gebe.

Der 115 Meter hohe Teufelsberg war nach dem Zweiten Weltkrieg aus Häusertrümmern aufgeschüttet worden. Jahrzehntelang nutzten Amerikaner und Briten die militärische Abhörstation dort. Das Gelände wird nicht mehr bewacht. Unbekannte, wahrscheinlich Jugendliche, haben den Zaun aufgeschnitten und die Anlage verwüstet. Im Mai hatte die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling die Sicherung des Geländes verlangt und vor 20 zurückgelassenen Flaschen mit Halon-Gas gewarnt. Rückfragen des Bezirks beim Senat ergaben, es bestehe keine Gefahr, die Flaschen seien leer.

Die Gegner der Bebauung planen schon ein Freudenfest: Für den 25. September hat der ehemalige Grünen-Abgeordnete Hartwig Berger, Leiter des Ökowerks, die Mitstreiter aus dem Aktionsbündnis zum Feiern eingeladen.

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