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Berlin: Zusammen genommen

Tradition trifft Größe: Die Fusion zweier Berliner Tanzvereine

Eins und eins gibt zwei, das lehrt uns die simple Mathematik. „Zwei werden wir bei dieser Rechnung nie erhalten“, behauptet Hartmut Neumann, Geschäftsführer des SC Siemensstadt. Es mag eigenartig klingen, aber Neumann weiß, wovon er spricht. Zum neuen Jahr haben sich die beiden Berliner Tanzsportvereine „Schwarz-Weiß Berlin 1922“ und der „Olympia Tanzklub“ zusammengeschlossen, zum „OTK Schwarz-Weiß 1922“ – unter dem Dach des SCS.

Die Motive: Es sollen Kräfte gebündelt werden – sportlich und wirtschaftlich. Thorsten Süfke, langjähriger 1. Vorsitzender von Schwarz-Weiß 1922, jetzt Kassenwart der Union, erklärt: „Die beruflichen Anforderungen sind heute sehr hoch. Zusätzliche Ehrenämter in Vereinen bedeuten einen Spagat, zu dem viele nicht bereit sind.“ Wolle man weiter die sportliche Leistungsspitze abdecken, könne man sich das nicht erlauben.

„Sport für alle“ lautet der Wahlspruch des SC Siemensstadt – mit dem Zusammenschluss zu einer der größten Tanzsportabteilungen Berlins ist die Vielfalt im sportlichen Angebot jetzt weiter gewachsen. Erste Bewegungsübungen gibt es im neuen OTK für Dreijährige, die älteste Tänzerin ist 91 Jahre alt – dazwischen betreiben Jugendliche den populären Jazz- und Squaredance. „Für die Sportler hat sich im Prinzip nichts verändert, eher haben sich die Bedingungen verbessert“, sagt Andreas Wrusch, zuständig für Turnier- und Breitensport. „Ich halte das persönlich für eine sehr gute Sache. Die Mitglieder beider Vereine haben jetzt viel mehr Möglichkeiten, auch was die räumlichen Kapazitäten betrifft“, meint Wrusch. Synergie wurden auch im wirtschaftlichen Bereich erzielt. Durch die Zusammenlegung der Verwaltungen wurden Kosten reduziert. „Alle fortschrittlich denkenden Führungen sollten künftig diesen Weg gehen“, meint Hartmut Neumann, der aber klarstellt, dass sich keiner der Partner in einer Zwanghaltung befunden hat: „Wir haben die Verschmelzung ohne finanziellen Druck abgeschlossen, das ist unser großer Vorteil.“ Viele kleinere Vereine, von denen es in Berlin genug gebe, könnten in Zukunft nur so überleben. „Denn als Großverein bieten wir einen höheren Gegenwert für mögliche Sponsoren – die brauchen wir, weil zum Beispiel unsere Jugendarbeit viel kostet“, sagt Hartmut Neumann.

Eine gesunde Beziehung sind die beiden Vereine da eingegangen, Thorsten Süfke spricht vom „Idealfall“, weil auch die Unterstützung der Mitglieder im Großen und Ganzen geblieben ist. „Diejenigen, die protestiert haben, habe ich aufgefordert, für den Vorstand zu kandidieren. Da haben sie den Sinn verstanden.“ Die meisten jedenfalls. Denn reibungslos ist die Fusion dann doch nicht abgelaufen – „einer hat immer Verluste zu beklagen“, sagt Neumann, „zum Jahreswechsel sind etwa 40 Mitglieder ausgetreten.“ Tatsächlich: Eins und eins macht nicht immer zwei. So viel zu seiner Verteidigung.

Christopher Buhl

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