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Zuwanderung: "Multikulti ist gescheitert"

Eine neue Integrationspolitik gehöre zu den unverzichtbaren Voraussetzungen für die Erhaltung des inneren Friedens, sagt der Bremer Politikwissenschaftler Stefan Luft.

Berlin - Luft stellte heute sein Buches "Abschied von Multikulti" vor. Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), bezeichnete das 477 starke Werk als unverzichtbar für diejenigen, die sich mit Migrationsfragen beschäftigten. Die Integrationsfrage sei die größte Herausforderung in den nächsten Jahrzehnten. Gilles Duhem, Quartiersmanager im Neuköllner Rollberg-Viertel, warnte vor Verhältnissen wie in den französischen Vororten. Lufts Studie zeige wichtige Wege aus der Integrationskrise auf.

Luft, der auch die Folgen der Integrationspolitik in Berlin untersucht, sieht die Arbeitgeber "in einer besonderen Pflicht, wesentliche Beiträge zur Verbesserung der prekären Lage zu leisten". Die Unternehmen hätten von der "Gastarbeiter-Anwerbung" profitiert, der Staat aber habe die Folgekosten schultern müssen. So genannte ethnische Kolonien in Deutschland hätten sich in vielen Fällen zu Mobilitätsfallen und Sackgassen entwickelt, die Integrationsbarrieren darstellten, sagte der Autor. Teilweise bildeten sich parallelgesellschaftliche Strukturen heraus.

Luft: Gräben werden breiter

"Der Multikulturalismus hat das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht befördert", kritisierte Luft. Im Gegenteil, die Gräben zwischen zugewanderten Gruppen und Einheimischen seien in vielen Ländern breiter geworden. Als "neue Bildungskatastrophe" bezeichnete der Wissenschaftler die Tatsache, dass jeder zweite ausländische Jugendliche in Deutschland nach der Pflichtschulzeit keine Ausbildung abschließe. Rund eine Million Zuwanderer lebten hier ohne berufliche Qualifizierung.

Die bereits laufenden Programme für mehr Ganztagsschulen gingen in die richtige Richtung, sagte Luft. "Alle Möglichkeiten für ein verbessertes Erlernen der deutschen Sprache müssen genutzt werden." Dabei dürfte Sprachförderung nicht alleine stehen. Vielmehr müssten Gelegenheiten zu Kontakten mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft im Alltag gefördert werden. Zuwanderer, die auf Dauer in Deutschland leben und Rechte in Anspruch nehmen wollten, seien zur Integration verpflichtet. Ohne diese "nachdrücklich vermittelte Einsicht" werde es keine dauerhaften Erfolge geben. (tso/ddp)

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