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Berlin: Zwangsräumung: Schlosser niedergestochen

Bei einer Zwangsräumung wegen Mietrückständen ist am Donnerstagvormittag in Schöneberg ein 42 Jahre alter Schlosser lebensgefährlich verletzt worden. Der Handwerker hatte im Auftrag eines Gerichtsvollziehers die Wohnungstür des 19-jährigen Schuldners geöffnet.

Bei einer Zwangsräumung wegen Mietrückständen ist am Donnerstagvormittag in Schöneberg ein 42 Jahre alter Schlosser lebensgefährlich verletzt worden. Der Handwerker hatte im Auftrag eines Gerichtsvollziehers die Wohnungstür des 19-jährigen Schuldners geöffnet. Der in Kasachstan geborene Mann hatte sich hinter der Tür versteckt. Als der Schlosser die Wohnung betrat, stach der Mieter mit einem Küchenmesser zu. Der Deutsch-Russe verbarrikadierte sich anschließend in der Wohnung, wurde aber von der zu Hilfe gerufenen Polizei überwältigt. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Der niedergestochene Schlosser wurde in einem Krankenhaus operiert.

Immer wieder geraten Gerichtsvollzieher in gefährliche Situationen. Auch wenn der Vorsitzende des "Vereins der Obergerichtsvollzieher im Kammergerichtsbezirk", Jürgen Hamelau, seinen Beruf als nicht gefährlicher ansieht als jeden anderen auch: "Polizisten sind sicherlich gefährdeter", sagte er gestern. Dennoch müssen sich Gerichtsvollzieher bei ihrer Tätigkeit immer wieder verbaler Attacken erwehren: "Die gibt es häufiger", sagte Hamelau. Körperliche Angriffe dagegen seien "Einzelfälle, mit denen wir leben müssen".

Im vergangenen Jahr hetzte zum Beispiel eine Frau in Neukölln ihren Pitbull auf einen Gerichtsvollzieher, als dieser ein Räumungsurteil vollstrecken wollte. Der Mann blieb unverletzt. Hundefänger der Polizei überwältigten das Tier. Die Frau, die anschließend den Gerichtsvollzieher mit einem Messer bedrohte und aus dem Fenster springen wollte, kam in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses.

Häufiger als Angriffe auf einen Gerichtsvollzieher sind allerdings Verzweiflungstaten der betroffenen Schuldner. Im Dezember vergangenen Jahres sprang eine 24 Jahre alte Frau am Löwensteinring in Neukölln aus dem 7. Stockwerk, als ihre Wohnung ebenfalls wegen Mietschulden zwangsgeräumt werden sollte. Die Frau überlebte schwer verletzt. Aus Verzweiflung über die bevorstehende Zwangsräumung zündete sich im Mai vergangenen Jahres in Weißensee sogar ein 46-Jähriger Mann an. Die Gerichtsvollzieherin bemerkte den aus der Wohnung dringenden Rauch und benachrichtigte die Feuerwehr. Der Mann erlitt schwere Brandverletzungen.

Über die Zahl der Zwangsräumungen gibt es Hamelau zufolge keine Statistik. Es dürften Schätzungen zufolge aber weit über 1000 pro Jahr sein.

weso

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