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Berlin: Zwei Cousins tot – Polizei steht vor einem Rätsel

Angehörige fanden in Mitte die Leichen. Beide lagen erstochen in der Wohnung

Erschütternde Szenen trugen sich gestern in einem Hochhaus in der Leipziger Straße zu: Es war 10.30 Uhr, als eine Mutter ihren Sohn Alexander und dessen Cousin Peter fand. Beide lagen erstochen in ihrer gemeinsamen Wohnung im dritten Stock. Die 5. Mordkommission übernahm den Fall. Zu einem möglichen Motiv gab es nach Angaben von Chefermittler Michael Hoffmann keine Erkenntnisse. Der Fall sei völlig rätselhaft.

Der 23-jährige Alexander von B. war gestern früh nicht zur Arbeit erschienen, was ungewöhnlich war, weshalb die Kollegen bei den Eltern nachfragten. Da sich die Mutter um ihren Adoptivsohn Sorgen machte, fuhr sie zu der Wohnung. Später eilten auch die Eltern von Peter in die Leipziger Straße, fielen vor dem Haus weinend ihren Verwandten in die Arme.

Laut Polizeiangaben sind die Familien der Toten gut situiert, Mediziner. Klar sei bisher nur, dass die beiden Opfer von einem oder mehreren Tätern getötet wurden, hieß es bei der Mordkommission in der Keithstraße. Auszuschließen sei, dass der eine junge Mann seinen Cousin tötete und dann Selbstmord beging – der so genannte erweiterte Selbstmord. Ob etwas fehlt in der Wohnung, ob die beiden also Opfer eines Raubmörders wurden, sei unklar.

Der Jüngere, Peter von B., spielte sehr erfolgreich bei Blau-Weiß Berolina als Stürmer in der zweiten Fußballmannschaft. Wie ein Mannschaftskamerad erzählte, hatte der 20-Jährige im vergangenen Jahr am Friedrichshainer Dathe- Gymnasium Abitur gemacht, dann in Frankfurt (Oder) ein Semester Wirtschaft studiert. Einmal habe Peter von B. kürzlich beim Training gefehlt: weil er bei der Kripo als Zeuge aussagen musste zu dem spektakulären Überfall auf die Postbank am Alexanderplatz. Doch die Ermittler schließen einen Zusammenhang aus: Da die Bankräuber nie gefasst wurden, musste auch kein Zeuge zum Schweigen gebracht werden, hieß es.

Noch Stunden nach dem Fund der Leichen war die Spurensicherung in der Wohnung, Beamte in Zivil klingelten bei den Nachbarn, um zu fragen, wer etwas gehört habe. Das Hochhaus wurde abgesperrt, hinein kam nur, wer dort wohnt, Polizisten kontrollierten die Ausweise am Vordereingang. Doch der Hintereingang des Hauses blieb unbewacht, jeder konnte hinein. In jedem Stock gibt es an zwei langen Fluren acht Wohnungen, jeweils vier gehen nach Osten, vier nach Westen.Eine ältere Frau, die im vierten Stock fast direkt über den beiden wohnt, sagte, dass man die Mieter in den anderen Stockwerken kaum kenne. Dazu sei das Haus viel zu groß. 184 Namen stehen am Klingelbrett des 25-stöckigen Gebäudes, ganz unten links „von B.“. Das galt für Alexander und seinen Cousin Peter, beide hatten den gleichen Nachnamen.

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