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Berlin: Zwei in ihren besten Rollen - Thomas Borer-Fielding und seine Frau Shawne vertreten die Schweiz

Sie sind die Verkörperung des modernen Diplomatenpaars in einer globalen Welt: der Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding und seine amerikanische Ehefrau Shawne. Er ist ein Diplomat der seine Schwerpunkte gleichmäßig auf Politik, Wirtschaft und Kultur verteilt, der zudem im Alter von erst 42 Jahren auf eine Reihe von interessanten Posten zurückblicken kann.

Sie sind die Verkörperung des modernen Diplomatenpaars in einer globalen Welt: der Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding und seine amerikanische Ehefrau Shawne. Er ist ein Diplomat der seine Schwerpunkte gleichmäßig auf Politik, Wirtschaft und Kultur verteilt, der zudem im Alter von erst 42 Jahren auf eine Reihe von interessanten Posten zurückblicken kann. Zuletzt war er Chef der inzwischen aufgelösten Task Force "Schweiz - Zweiter Weltkrieg", die sich mit der Rolle der Schweiz als Finanzplatz im Zweiten Weltkrieg befasst hat. Frau Shawne ist mit ihren temperamentvollen 30 Jahren gerade dabei, die zeitlich anspruchsvolle und dazu ehrenamtliche Tätigkeit der Diplomatenfrau mit ihrer eigenen Karriere als Filmschauspielerin zu verbinden. Die beiden kennen sich seit vier Jahren, sind seit April verheiratet und wirken wie frisch verliebt.

Ihre ersten Berliner Erfahrungen? "Wir haben viel Wohlwollen erfahren und zahlreiche Freunde gefunden", sagt Thomas Borer-Fielding. Dass es auch negative Erfahrungen gab, verschweigt er nicht. Ein Foto, das auf einem privaten Kostümfest geschossen und in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, sorgte in der Schweiz für Wirbel. Inzwischen hat sich die Zeitschrift zwar schriftlich bei ihm entschuldigt, die Borer-Fieldings wollen zusätzlich eine Spende an eine Wohltätigkeitsorganisation erreichen - für die Turbulenzen, die sie deswegen erdulden mussten. In einer Umfrage der Schweizer Boulevardzeitung SonntagsBlick haben sich 79 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass ein Botschafter "so auftreten darf" und nur 21 Prozent dagegen. Er war als Herbst erschienen, sie als Fee.

"Zu zweit geht vieles einfacher"

Am Ende wirft das alles auch ein Schlaglicht auf ein altes Problem. Ein Botschafter hat einen Beruf und ein volles Gehalt, von seiner Frau wird erwartet, dass sie, wo es um gesellschaftliche Verpflichtungen geht, einen Großteil der Arbeit mitmacht - ehrenamtlich. Ansonsten darf sie diplomatisch schweigen. Wie wertvoll die Unterstützung einer Frau ist, weiß der Schweizer Botschafter zu schätzen, er war lange genug Single und sieht nun, "dass gerade in diesem Beruf zu Zweit vieles einfacher geht". Allerdings sei man in der Schweiz auch sehr problembewusst. Der promovierte Jurist ("summa cum laude") war im Eidgenössischen Department für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) als Chef Ressourcen unter anderem für die Abteilung Personal zuständig. Man diskutiere darüber, es gebe Zuschläge, aber das Ziel sei, den Frauen direkt ein Honorar zu zahlen. Dass das gerecht wäre, darüber gibt es gar keine Diskussion. Allein, es fehlt derzeit noch an den Mitteln.

Schließlich hat Frau Shawne wesentlich dazu beigetragen, die Residenz neu einzurichten und natürlich (das sagt er nicht, aber das merkt man) trägt sie dazu bei, das Image einer modernen Schweiz herüberzubringen, das dem Botschafter so am Herzen liegt. Sie hat Psychologie und Werbung an der Southern Methodist University in Dallas studiert. Mit vier Geschwistern ist sie in einer großen Familie aufgewachsen und hat dabei auf natürliche Weise gelernt, wie man Gästen das Gefühl gibt, sich zu Hause zu fühlen. Ihr Vater ist ein Geschäftsmann, der die Wahlkampagne für den ehemaligen Präsidenten George Bush unterstützt hat. Seinen Sohn, George W. Bush, inzwischen selbst Präsidentschaftsanwärter, kennt sie noch aus Kindertagen. Über die Werbeschiene kam sie zum Film, und diese Karriere will sie wegen der Ehe nicht abbrechen. "Obwohl ich nur Rollen annehme, die seriös sind und mich ansprechen", sagt sie. Im Dezember wird sie zu Dreharbeiten in ihre alte Heimat reisen, wo sie in der Komödie "Doctor T. and the Women" unter anderem an der Seite von Richard Gere spielen wird. "Aber nur eine kleine Rolle", sagt sie. Würde sie denn auch in einem schweizerischen oder deutschen Film mitspielen? "Natürlich, wenn mir die Rolle gefällt."

In Berlin will sie sich demnächst auch für wohltätige Zwecke einsetzen. Damit hat sie Erfahrung, denn in ihrer Heimat gehört das eh zum guten Ton. Dort hat sie sich vor allem für Aids-Kranke engagiert. Das will sie fortsetzen, will sich aber auch für Kinder einsetzen. "Besonders lobenswert finde ich auch die Arbeit des Zentrums für Folteropfer." Mit ihrer Rolle als Diplomatenfrau hat sie keinerlei Probleme. Auch nicht mit der Offenheit, die ihr als Texanerin gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde? "Diplomatisch verhält man sich, wenn man aufrichtig ist", lautet ihr Credo, begleitet von einem erfrischenden All-American-Girl-Lächeln. Ja, sie genießt es, in Berlin zu sein, das schließlich eine internationale Metropole ist. Sie ist ein Fitness-Fan und hat auf dem Potsdamer Platz sogar ein Center gefunden, das allen amerikanischen Anforderungen entspricht. Beide Eheleute sagen, dass Sport ihr liebstes Hobby ist, teilen zum Beispiel die ur-schweizerische Leidenschaft fürs Ski-Fahren. Das Paar tauscht sich aber auch über die Anliegen des Alltags aus, man kann sich vorstellen, dass die Frau des Botschafters durchaus meinungsfreudig Anteil nimmt. In die Planung des Botschaftsgebäudes neben dem Reichstag will sich Shawne Borer-Fielding allerdings nicht einmischen: "Das machen ganz fantastische Leute."

Immer wieder wird der Botschafter nach seinen Berlin-Eindrücken gefragt. "Man soll nicht vergessen, dass wir für das ganze Land zuständig sind", sagt Borer-Fielding. "Besonders in den neuen Bundesländern wollen wir noch aktiver werden, zum Beispiel mit Austauschprogrammen."

Am Image der Schweiz lässt sich noch einiges verbessern. "Viele wissen gar nicht, dass wir die meisten Investitionen in den neuen Bundesländern gemacht haben. Auch, dass allein dieses Jahr 110 Millionen Franken in die Konfliktregion Kosovo geflossen sind, ist vielen nicht präsent."

"Rain or Shine" vorm Frühstück

Der Frühaufsteher lässt sich von seiner Frau mit einem fröhlichen "Rain or Shine" coachen, wenn er um sechs Uhr morgens den Tag beginnt. An so viel Dynamik mussten sich die Mitarbeiter erst gewöhnen.

Einem Vortrag über Berlin hat er mit feiner Ironie das Fontane-Zitat "In Berlin ist immer Gründerzeit" vorangestellt. Der Hauptstadtwechsel hat für ihn nichts Beängstigendes. Man dürfe schließlich nicht vergessen, dass Deutschland bereits 1990 größer und mächtiger geworden sei. "Aber auch freier", das werde oft unterschlagen. Für ihn ist 1999 "das Geburtsjahr eines neuen Berlins". Und das ist "eine kosmopolitische, kulturelle und politische Metropole, deren wirtschaftlicher Aufschwung kommt, auch wenn das noch Jahre dauert". Ein bisschen fühlt er sich an Washington erinnert.

"Aber nein,", wirft Shawne ein, "es ist wie New York." Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Trotzdem ist sie protokollbewußt, trägt gern die schweizerischen Nationalfarben, liebt ihre Charlottenburger Nachbarschaft wegen der kleinen Geschäfte und der Atmosphäre. Irgendwann streiten die beiden, wer besser kocht. Sie beschließt diesen Teil der Konversation mit einem hymnischen Lob auf den Botschaftskoch.

Warum machen die beiden eigentlich so viel Furore? Das alles hat mit Diplomatie oder mit Nationalität oder mit Beruf, sei es der glamouröse der Schauspielerin oder der ernste des Botschafters, wohl gar nicht so viel zu tun. Thomas Borer-Fielding ist ein Mann, der den eigenen Ehrgeiz seiner Frau unterstützt, obwohl er auf Grund seiner besonderen beruflichen Stellung manches egoistische Motiv hätte, das nicht zu tun. Das ist für den Repräsentaten eines oft als konservativ geltenden Landes, in dem die Frauen erst seit 1971 das Stimmrecht auf Bundesebene besitzen, ungewöhnlich. Hinzu kommt die besondere Ausstrahlung der beiden. Wann trifft man in diesem Zeitalter professioneller Imageschneiderei schon mal ein Paar, das einfach nicht in der Lage ist, sein Glück zu verstecken?

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