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Berlin: Zweifelhafte Gewerbemieterhöhungen in einigen Läden der Schöneberger Hohenstauffenstrasse vergraulen die Einzelhändler

Übers Geschäft konnte Michael Vater bislang nicht klagen: Seine kleine Croissanterie an der Hohenstaufenstraße Ecke Bamberger Straße, läuft gut. Muffins, Kuchen, Sandwiches und Cappuchino sind gefragt bei der Kundschaft im Kiez.

Übers Geschäft konnte Michael Vater bislang nicht klagen: Seine kleine Croissanterie an der Hohenstaufenstraße Ecke Bamberger Straße, läuft gut. Muffins, Kuchen, Sandwiches und Cappuchino sind gefragt bei der Kundschaft im Kiez. Doch nun bekommt Vater Konkurrenz, und zwar im eigenen Haus. Direkt neben seinem Geschäft für "Original französische Backwaren" eröffnet Ende des Monat ausgerechnet ein zweiter Sandwichshop - eine Filiale der Ladenkette "Baguette, Croissant & Co.". Und das, obwohl im Gewerbemietvertrag Konkurrenzschutz vereinbart sei. Eine "Sauerei", sagt Vater. Kunden versichern bereits, ihm die Treue zu halten. Und der Rechtsanwalt der Inhaberin des Ladens, Michael Vaters Ehefrau, Heike Zumbrink, bereitet eine Klage vor.

Doch nicht nur um die beiden Croissanterien gibt es Zoff im Haus Nummer 39, auch über die Gewerbemieten wird gestritten. Im vergangenen Jahr wechselte der großbürgerliche Bau mit Aufgängen an der Hohenstaufenstraße, Landshuter und Bamberger Straße den Besitzer. Vater zufolge hat dieser den Mietern in der Ladenzeile umgehend neue Verträge angeboten. Von etwa 30 auf 40 Mark sollten die Quadratmeterpreise steigen. Das könne "ein Einzelhändler gar nicht aufbringen", sagt Vater, dessen Frau sich auf das Angebot nicht eingelassen hatte.

Zwei frühere Kleinunternehmer haben ihre Geschäfte im Haus in den vergangenen Monaten aufgegeben: Im Spätsommer schloss eine alteingesessene Drogerie, die Räume stehen nun leer. Wenig später zog Vaters Nachbar, ein Fernsehhändler, an die Uhlandstraße. Und der Blumenhändlerin im Haus ist die angekündigte Miete zu hoch. Was sie tun werde, wenn ihr alter Vertrag 2001 auslaufe, wisse sie nicht. Vielleicht werde sie sich "etwas anderes suchen", sagt die Floristin, Gerlinde Broghammer.

Ganz anders beschreibt hingegen der neue Hauseigentümer, Klaus Blödorn, die Situation. Von einer nennenswerten Mieterhöhung könne nicht die Rede sein. Denn die alte Miete von knapp 30 Mark habe die Betriebskosten enthalten. Die neue solle nur wenig über der alten Summe liegen, allerdings würden Steuern und Betriebskosten dazukommen. Die Drogeristin habe ihren Laden aus Altersgründen geschlossen, der Fernsehhändler eine belebtere Lage gesucht, sagt Blödorn. Er bestätigte, dass es eine Konkurrenzschutzklausel gibt. Ob Croissantbäcker Vater darauf pochen könne, müsse aber das Gericht entscheiden. Blödorn bezweifelt, dass die beiden nebeneinander liegenden Läden das selbe Gewerbe ausüben werden. Vater betreibe ein "Stehcafe¿", nebenan mache eine "Bäckerei" auf.

Über eine Gewerbemiete von 40 Mark kalt, inklusive Nebenkosten, in dieser Gegend sind Experten geteilter Auffassung. Und Wirschaftsstadtrat Otto Edel (SPD) will sich zur Höhe des Mietzinses in dem Haus gar nicht äußern. Er kenne die Details der Auseinandersetzung zwischen Vermieter und Mietern nicht. Ganz grundsäzlich warne er aber vor zu hohen Forderungen durch Vermieter.

Hauseigentümer sollten nicht nur daran denken, einen schnellen Profit zu machen. Mit zu hohen Gewerbemieten schnitten sie sich letztlich ins eigene Fleisch, sagt Edel. In der Wohngegend um die Hohenstaufenstraße gebe es eine gute Versorgung durch alteingesessene Einzelhändler. Da sei es "ärgerlich" zu sehen, dass in der letzten Zeit so viele Geschäfte zumachten.

Tobias Arbinger

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