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Schräg. Robert Gwisdek (Mitte) hat mit seinem Bruder Hannes (links außen) und Freunden eine Band gegründet. Im Rockhaus in Lichtenberg proben sie.

© Thilo Rückeis

Zwischen Schauspielerei und Musik: Spektakel mit Tentakel

Raus aus dem Wald, rein ins Aufnahmestudio: Robert und Hannes Gwisdek haben aus Spaß ein HipHop-Projekt gegründet.

Jetzt erst mal eine Stärkung. Robert Gwisdek stellt eine Tüte auf den Tisch und packt fünf Assietten aus, die er zuvor beim Asia-Imbiss um die Ecke geholt hat. Kurz darauf liegt der Geruch von Kokos und Koriander in der Luft. Gwisdek und seine vier Mitstreiter schieben sich das Essen eifrig in den Mund. Seit dem frühen Morgen haben sie hier, im Rockhaus in Lichtenberg, für ein bevorstehendes Konzert geprobt. Aber jetzt, an diesem grauen Februarnachmittag kurz nach zwei, ist eine Pause nötig.

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi heißt die Band, die Schauspieler Robert Gwisdek mit seinem Bruder Hannes vor drei Jahren gegründet hat und mit der er am heutigen Donnerstag im Gretchen auftritt. Damals kam Gwisedek gerade von einem längeren Urlaub im Ausland zurück, und weil er noch keinen Nerv hatte für die Hektik seiner Heimatstadt Berlin, zog es ihn in die brandenburgische Einöde, ins Haus seiner Eltern, den Schauspielern Corinna Harfouch und Michael Gwisdek. Dort fing er an, Reime über Rehe, Enten und Marder zu schreiben, „Wald-Raps“, wie er es nennt. Das Ganze unterlegte er mit frickeligen Computerbeats – und zeigte es seinem Bruder. „In diesem Moment fiel es uns wie Schuppen von den Augen, dass er ja seit über zehn Jahren elektronische Musik macht und ich eben so lange vor mich hin reime, und ob wir nicht zusammen HipHop machen sollten“, erinnert sich der 28-Jährige.

Von da an ging es los. Robert und Hannes Gwisdek produzierten erste gemeinsame Stücke, drehten in Eigenregie Videos und stellten diese unter dem Namen Shaban & Käptn Peng ins Internet. Obwohl die beiden in HipHop-Kreisen bis dahin unbekannt waren, hatten die Clips innerhalb weniger Tage schon einige tausend Klicks. Vielleicht liegt das daran, dass es in den Texten nicht um große Autos und dicke Goldketten geht – ihre Stücke haben bisweilen philosophischen Tiefgang. Dabei rappt Robert Gwisdek, den man aus Filmen wie „Renn, wenn du kannst“ kennt, so souverän, als hätte er nie was anderes gemacht. Dieser Eindruck täuscht. „Ich brauchte total lange, bis ich das stimmlich hinbekommen habe“, sagt Gwisdek.

Es sei manchmal beängstigend mit diesem Projekt, sagt Hannes Gwisdek, 33, der hauptberuflich Musik für Theaterstücke und Filme komponiert: „Es ist einfach so passiert, ohne Anstrengung, ohne Plan.“ Irgendwann wollten die Brüder nicht nur zu zweit Musik machen. Und so kamen Gitarrist Moritz Bossmann und Schlagzeuger Peter Bartz hinzu, beides ehemalige Schulfreunde, später dann der Kontrabassist Boris Nielsen. So lautet zumindest die inoffizielle Version. Die offizielle erzählt Peter Bartz so: „Wir haben uns im Knusperhäuschen einer Hexe getroffen, die Suppe aus uns kochen wollte. Doch wir haben uns unsere Freiheit erspielt. Weil wir dafür alle ihre Hauhaltsartikel entwendet haben, ist sie vor Zorn in Stücke zerfallen.“ Klingt gaga? Egal. Was stimmt: dass die Tentakel von Delphi tatsächlich gerne mit unkonventionellen Mitteln Musik machen – mit Kochtopf, Besen und Klobürste.

Gerade arbeiten die Musiker an ersten Veröffentlichungen. Ein Album wollen die Gwisdek-Brüder alleine aufnehmen, es soll den Titel „Die Zähmung der Hydra“ tragen. Danach soll eine weitere Platte mit der Band, den Tentakeln von Delphi, geben. Dafür haben sie ein eigenes Label gegründet, Angebote von Plattenfirmen ausgeschlagen. „Es ist ein Spaßprojekt und das soll es auch bleiben“, sagt Hannes Gwisdek, „wir wollen nicht jeden Käse mitmachen müssen.“

Gretchen, Obentrautstraße 19 – 21, Kreuzberg. Beginn: 22 Uhr. Eintritt: 8 Euro

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