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Berlin: Zwischen Schlabberhose und Street Couture

Der Finanzsenator mag gar nicht hinsehen: Überall Freizeitkleidung auf den Straßen. Lassen sich die Berliner zu sehr gehen? Eine Typologie des Trainingsanzugs

Ob nun als Jogging, Trainings- oder Freizeitanzug tituliert: Wohl in kaum einer anderen Stadt als Berlin schlüpfen so viele Menschen in die praktische Kombi aus Hose und Jacke, die absolute Bewegungsfreiheit garantiert. Und zwar nicht, um darin beim Sport zu schwitzen, sondern um den Hund Gassi zu führen, Brötchen zu kaufen, in die Kneipe zu gehen oder sich zu Hause vor dem Fernseher zu fläzen. Sehr zum Schrecken des Finanzsenators. Thilo Sarrazin sagt, dass er es immer noch nicht fassen könne, wie viele Leute in Trainingsanzügen auf der Straße herumlaufen. Er schließt daraus: „Viele Menschen lassen sich zu sehr gehen.“ So stand es am Freitag im Tagesspiegel auf Seite Drei.

Mit Verlaub: Da kennt Sarrazin, der jahrelang in Kleinstädten wie Bonn und Mainz gelebt hat, sich wohl nicht richtig aus. Der Trainingsanzug wird nämlich durchaus mit Bedacht als Kleidungsstück gewählt. Hierbei haben sich in Berlin drei Grundtypen herauskristallisiert (siehe grauen Kasten).

Vor allem aber ist der Trainingsdress längst zur „Street Couture“ avanciert. Deshalb stellen zum Beispiel auf der Szene-Modemesse „Bread & Butter“, die noch bis Sonntag im Siemens-Kabelwerk in Tegel läuft, große Sportbekleidungs-Marken wie Adidas ihre Trainingsjacken, Hosen, Schuhe aus den 70er und 80er Jahren als „Retro-Look“ zur Schau. Vor allem trendbewusste Menschen zahlen dafür gerne viel Geld. Abends tanzen sie dann in ihren Trainingsjacken auf den Partys, die von den Veranstaltern in den verschiedenen Clubs organisiert werden ( www.breadandbutter.com ). tabu

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