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Brandenburg: Betreiber der Chipfabrik glauben nicht mehr an ihren Erfolg

Frankfurt (Oder). Die von der Communicant AG geplante Chipfabrik ist nach Ansicht von Halbleiter-Experten „so oder so kaum überlebensfähig“.

Frankfurt (Oder). Die von der Communicant AG geplante Chipfabrik ist nach Ansicht von Halbleiter-Experten „so oder so kaum überlebensfähig“. Selbst wenn Bund und Land die für den Bau erforderliche 600-Millionen-Euro-Bürgschaft bewilligen sollten – was nach Informationen des Tagesspiegels allerdings unwahrscheinlich ist –, werde Communicant auf dem umkämpften Weltmarkt „nicht konkurrenzfähig sein“, prophezeite ein US-Fachmann im Gespräch mit dieser Zeitung: Es gebe keinen technologischen Vorsprung, als Newcomer könne Communicant die Kosten anderer Chip-Hersteller nicht unterbieten und müsse sich um Auftraggeber sorgen. Dem Tagesspiegel vorliegende streng vertrauliche Communicant-Papiere stützen diese Bewertung.

Danach gibt es bisher „keine Kunden“ für die Chips, die in Frankfurt (Oder) produziert werden sollen. Der Aufsichtsrat sei darüber „höchst beunruhigt“, heißt es in dem Papier. Verschärft werde das Problem durch Personalprobleme und technologische Mängel: Das Institut für Halbleiterphysik IHP in Frankfurt (Oder), das die Technologie entwickelt hat und für Communicant zur Serienreife führen soll, habe bei den wichtigsten Tests „keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt“. Die Ausbeute, also das Verhältnis brauchbarer Bauelemente zur Gesamtzahl der produzierten, sei mangelhaft. Der Aufsichtsrat soll deshalb laut Papier erheblichen Druck auf Vorstandschef Abbas Ourmazd zur Abstellung der Mängel ausüben und konkrete Zeitpläne verlangen.

Wegen der schlechten Reputation falle es Communicant überdies schwer, qualifizierte Fachleute für Technologie und Vermarktung zu gewinnen. Wie dem Papier weiter zu entnehmen ist, gibt es auch Probleme hinsichtlich der technischen Ausrüstungen für die Fabrik. Der Grund sei, dass Communicant die dem IHP-Institut für seine Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten überlassenen Geräte noch nicht bezahlt habe. Sie seien größtenteils nur angezahlt. Für die Ausrüstung der Chipfabrik existierten zwar Absichtserklärungen (Letters of Intent), doch seien die Beziehungen zu einigen namhaften Firmen wegen der Zahlungsprobleme gespannt. Eine wolle bereits „den Schlussstrich“ ziehen.

Allerdings sollen namhafte Ausrüster nach anderen Informationen von der Konkurrenz in Dresden – dort entstehen derzeit neue Fertigungsstätten für Infineon – gewarnt worden sein: Sie sollten keine Verträge mit Communicant abschließen, weil die Bund-Landes-Bürgschaft nicht gewährt werde. Bei Communicant glaubt man, dass eine mächtige Lobby, die bis ins Bundeswirtschaftsministerium reicht, den Bau der Chipfabrik in Frankfurt verhindern will.

Die Verfasser des internen Papiers gehen allerdings davon aus, dass Communicant selbst und namentlich Vorstandschef Abbas Ourmazd die Schuld tragen, wenn das 1,3-Milliarden-Projekt scheitern sollte. Er wird für die kritische Situation bei Communicant verantwortlich gemacht. Der ehemalige Direktor des IHP-Instituts habe keinen guten Ruf, sei kein Manager und mit der Lösung der Probleme überfordert.

Michael Mara

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