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Brandenburg: Beutekunst: Die Rückkehr

Diese Nachricht war lange erwartet wurden: Für die erste Hälfte des kommenden Jahres hat die russische Regierung die Rückführung der mittelalterlichen Glasmalereien nach Frankfurt angekündigt: 111 bleigefasste Scheiben aus dem 14. Jahrhundert, die von der Roten Armee als Beutekunst mitgenommen wurden.

Diese Nachricht war lange erwartet wurden: Für die erste Hälfte des kommenden Jahres hat die russische Regierung die Rückführung der mittelalterlichen Glasmalereien nach Frankfurt angekündigt: 111 bleigefasste Scheiben aus dem 14. Jahrhundert, die von der Roten Armee als Beutekunst mitgenommen wurden. Einzige Hürde ist noch die Zustimmung des russischen Parlaments, mit der aber in den kommenden Woche gerechnet wird.

Der Moskauer Kulturminister Grigori Schwydkoj verband die frohe Botschaft mit der Hoffnung auf den Ausbau der deutsch-russischen Beziehungen und kündigte unter anderem gemeinsame Ausstellungen in Moskau und Berlin an. Er und Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hatten in den letzten Tagen nicht nur über die Rückführung "kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter" und speziell der Frankfurter Glasmalereien gesprochen, sondern auch über den Wiederaufbau der Maria-Entschlafungskirche bei Nowgorod. Sie war von der Deutschen Wehrmacht zerstört worden und wird in den nächsten fünf Jahren mit deutscher Unterstützung aufgebaut. Als Hauptsponsor springt die Wintershall AG der Bundesregierung bei, die die beträchtlichen Kosten übernimmt, so Nida-Rümelin.

In Frankfurt (Oder) ist alles für den Empfang der Fenster vorbereitet. Der für die wiederaufgebaute Marienkirche zuständige Architekt Christian Nülken bescheinigt den zwischen 1362 bis 1376 geschaffenen Glasbildern mit Episoden aus dem Leben Christi sowie gotischen Architekturelementen und farbenfreudigen Ornamenten einen besondere künstlerische Rang. Wirklich beruhigt könne er erst sein, wenn die Kisten tatsächlich die Stadt erreichen. Im Zusammenhang mit dem Einbau der zwölf Meter hohen Scheiben soll jedes einzelne Feld restauriert werden. "Durch eine Schutzverglasung wird dafür gesorgt, dass Wind und Wetter sowie Steinewerfer dem größten Schatz unserer Hauptkirche etwas antun können". Der Förderverein Sankt Marien Frankfurt (Oder) hat nach Worten von Wolfgang Toppen, Pfarrer im Ruhestand, schon Geld für die Restaurierung der Fenster gesammelt.

Deutsche Experten hatten die Fenster bereits zu Jahresbeginn gesehen. "Sie bestehen aus je 33 Einzelfeldern in den Maßen 80 mal 40 Zentimeter. Dazu kommen noch fünf Giebelfelder. Die in einem mit Fächern unterteilten Schrank aufbewahrten Scheiben sind von einem sehr unterschiedlichen Erhaltungszustand", sagt der Berliner Kunsthistoriker und Glasfenster-Experte Erhard Drachenberg, der schon in DDR-Zeiten mit Fachleuten vom Institut für Denkmalpflege dicke Bücher über mittelalterliche Glasmalereien veröffentlicht hat. Einzelne Partien hätten sich in einer überraschend guten Verfassung gezeigt, was die bevorstehende Restaurierung erleichtere. Die Glasfenster aus der Mitte des Chores der Frankfurter Marienkirche seien 1943 aus Furcht, sie könnten in der Oderstadt bei einem Bombenangriff zerstört werden, ausgebaut und ins Neue Palais im Park von Sanssouci eingelagert worden. Nach Kriegsende seien die Kisten in den Berliner Zentralviehhof, das Kriegsbeutelager der Roten Armee, gebracht und von dort nach Leningrad gefahren worden. Drachenberg zufolge seien die Behälter viermal umgeladen worden. Das habe den Scheiben nicht gut getan, hat sie aber nicht zerstört, wie die Inspektion in Sankt Petersburg ergab.

Helmut Caspar

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