zum Hauptinhalt

Bildung: An den Schulen ist die Stimmung besser als die Lage

Die individuelle Förderung der Kinder kommt zu kurz, die Lehrer sind wenig selbstkritisch. Aber die meisten fühlen sich trotzdem wohl.

Brandenburgs Schulen haben immer noch „deutliche“ Mängel in der Qualität des Unterrichts – aber die Stimmung bei Lehrern, Schülern und Eltern ist prima. Zu diesem Ergebnis kommen die landesweiten „Schulvisitationen“, über die Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) am Dienstag in Potsdam informierte. „Die Förderung des einzelnen Kindes kommt zu kurz. Das ist weiterhin ein Schwachpunkt“, sagte Rupprecht.

Die Schulvisitationen sind eine Art „Schul-Tüv“, dem sich im Schuljahr 2006/2007 weitere 118 Schulen in Brandenburg unterziehen mussten. Ein externes Pädagogenteam nimmt dabei an zwei Tagen Unterricht, Führung, Konzepte und soziales Klima an den Einrichtungen unter die Lupe – und wertet das in einem Abschlussbericht aus. Seit Einführung dieser „Zeugnisse“ für Schulen im Land vor zwei Jahren sind mittlerweile 218 Schulen untersucht worden. Bis 2010 sollen alle 800 staatlichen Schulen einmal geprüft worden sein. Die Landesregierung unterstützt das Projekt jährlich mit 1,3 Millionen Euro. Laut Rupprecht wird es aber schwierig, den Zeitplan zu halten.

In der jüngsten Runde haben sich nach seinen Worten fünf Schulen als besonders schlecht herausgestellt. „Diese sind unter dem allgemeinen Standard, sie schnitten auch bei zentralen Vergleichsarbeiten und Prüfungen schlecht ab“, sagte Hans- Jürgen Kuhn, der zuständige Referatsleiter im Bildungsministerium. Die Namen der Schulen würden nicht veröffentlicht, um sie nicht an den Pranger zu stellen. Stattdessen soll sich die Schulaufsicht um sie kümmern. „Es geht um Hilfe.“ Nach zwei Jahren soll kontrolliert werden, ob Verbesserungen eingetreten sind. Üblicherweise ist der „Schul-Tüv“ nur alle fünf Jahre fällig. Das Bildungsministerium schätzt, dass 40 der 800 Brandneuburger staatlichen Schulen solche Problemfälle sind. Darunter finde sich jede Schulform: Oberschulen, Grundschulen, auch Gymnasien, betonte Rupprecht. Doch auch an den negativ nicht besonders aufgefallenen Schulen hat sich an den im Land allgemein verbreiteten Schwächen noch nichts geändert, wie die Visitationen belegen.

In den Stunden herrscht Frontalunterricht vor, Lehrer gehen zu wenig auf den einzelnen Schüler ein, wenden zu selten aktivierende, das Lernen fördernde Methoden wie Partner- oder Gruppenarbeit an. Gleichwohl bewertete Rupprecht das Ergebnis insgesamt als positiv. So habe sich das Klima an den Schulen verbessert. Schüler, Lehrer und Eltern – die im Zuge der Visitation Fragebögen ausfüllen – seien überwiegend zufrieden. Zu den Stärken gehören laut Rupprecht etwa, dass der Unterricht „zweckmäßig organisiert ist, dass die Lehr- und Lernzeit intensiv genutzt“ werde, dass die Schulleitungen die Häuser in der Regel gut führten.

Auffällig ist aber, wie wenig selbstkritisch Brandenburger Lehrer ihren Unterricht sehen. Auf Fragen, ob sie Verhaltensregeln durchsetzen, für eine freundliche Lernatmosphäre sorgen oder die Schüler regelmäßig über ihre Leistungen informieren, antworteten sie meistens mit Ja. Eltern und Schüler sahen dies kritischer.

Die Linkspartei-Opposition hält Schulvisitationen an sich für sinnvoll. „Das Problem ist, dass sie meist folgenlos bleiben“, kritisiert Bildungsexpertin Gerrit Große. Die Mängel könnten nur durch kleinere Klassen, Förder- und Teilungsunterricht überwunden werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false