zum Hauptinhalt

Bombodrom: Diskussion um Folgekosten

In der Kyritz-Ruppiner Heide liegen noch jede Menge Blindgänger. Der Standortkommandant will mit Räumung beginnen.

Wittstock – Scharfe Bomben, Granaten und Clusterminen – 1,5 Millionen Blindgänger sollen auf der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock liegen. Die Bergung der Munition könnte teurer ausfallen als vom Bundesverteidigungsministerium veranschlagt: Das Ministerium hat dafür 220 Millionen Euro vorgesehen – für den Fall, dass die Bundeswehr den Übungsplatz weiter nutzt. Oberstleutnant Thomas Hering, Kommandant des Bundeswehrstandorts, rechnet allein für die Oberflächenbereinigung mit 172 Millionen, für die bis zu sechs Meter tief in der Erde liegenden scharfen Bomben mit 150 Millionen und für die Entsorgung noch einmal mit 53 Millionen Euro – macht zusammen 375 Millionen Euro. „Ich weiß nicht, auf welcher Grundlage der Kommandant zu den Zahlen kommt“, sagte ein Ministeriumssprecher dazu.

Was mit dem 14 000 Hektar großen Gelände geschehen soll, ist offen. Anfang Juli hatte die Bundeswehr nach jahrelangen Bürgerprotesten und Prozessen auf den früheren Schießplatz der Sowjetarmee verzichtet. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) schlug jetzt als ersten Schritt einer zivilen Nutzung einen Radweg vor, der das Ruppiner Land mit der Prignitz verbindet: „Derzeit wirkt die Kyritz-Ruppiner Heide wie ein Sperrriegel. Mir liegt daran, diesen aufzubrechen.“ Über Konzepte beraten rund 200 Unternehmer der Region auf einer Tourismuskonferenz der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern am 14. September in Rheinsberg.

Brandenburgs Landesregierung hat bislang abgelehnt, die Fläche zu übernehmen, und die Bundeswehr aufgefordert, sich um die Altlasten zu kümmern. Kommandant Hering sagt: „Wir hätten besser schon gestern begonnen. Je länger die Sprengstoffe in der Erde liegen, desto gefährlicher werden sie.“ Wenn die Bergung 2010 begänne und jährlich 300 Hektar beräumt würden, könnte das Gelände bis 2030 munitionsfrei sein. Bis dahin sei das Betreten lebensgefährlich. Schon mehrmals mussten Patrouillen Radler, Pilzsammler und sogar Familien mit Kindern aus dem Sperrgebiet holen. axf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false