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Brandenburg: Bootsfahrt nach Kleinodien: Von der Pfaueninsel nach Caputh - ein einziger Kulturstrom

"Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt", schrieb Albert Einstein einst an seinen Sohn. Heute besuchen Ausflügler sein Sommerhaus, lustwandeln im Lennéschen Schlosspark und setzen mit der kleinen Fähre über die Havel.

"Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt", schrieb Albert Einstein einst an seinen Sohn. Heute besuchen Ausflügler sein Sommerhaus, lustwandeln im Lennéschen Schlosspark und setzen mit der kleinen Fähre über die Havel. Die meisten aber fahren vorbei: im Ausflugsdampfer.

Nach Caputh fuhr man auf dem Wasser. Schon von weitem, auf der Havel segelnd, sah man das Schloss. Vom Anlegerplatz der kurfürstlichen Yachten führte ein kleiner Weg durch den Garten hinan. Man war unter sich. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm und seine Dorothea empfingen, das Volk blieb draußen. Das war vor mehr als 300 Jahren. Nun kommen sie alle, und besonders an sommerlichen Schönwetterwochenenden sind Schloss und Park belebt, trödeln Fussgänger und Radler durch die kleine Stadt. Dann ziehen sich seine 4000 Bewohner in ihre Gärten zurück oder binden ihren Kahn los und flüchten aufs Wasser. Der Steg am Schlosspark ist längst fertig, das Schloss bald ganz restauriert, Sommerkonzerte klingen durch die historischen Räume, "Caputher Musiken".

Das havelwärts gelegene Kavaliershaus sieht aus wie ein ungeputzter Edelstein. Einst waren dort eine Gärtnerei und ein üppiger Blumengarten, Rosen umrankten das Haus. Im barocken Schloss kämpfte man gegen den Schwamm, restaurierte die alten Deckengemälde, und im herrlich kühlen Fliesensaal, wo einst im Sommer gespeist wurde, glänzen wieder die blauweißen holländischen Fayencen: Hirten und allerlei Tiere, Schiffe und Landschaften schmücken Wände und Decke. Das Schloss war ursprünglich eine Morgengabe des Großen Kurfürsten an seine Dorothea. Jetzt ist es ein Museum, und die Möbel stehen an ihrem Platz, als sei nichts geschehen. Schon hängen wieder hundert Gemälde aus Dorotheens Sammlung an ihrem alten Platz. Dabei verpachtete Friedrich der Große den schönen Landsitz 1765, fortan werden dort türkische Garne gefärbt, und 1820 fiel es vollends in private Hände.

Im Zuge der Bodenreform ab 1947 und zu DDR-Zeiten hatte die einst königliche Sommerfrische allerlei umstandsgemäße Gäste und kam ziemlich herunter. 1995 wurde sie brandenburgischer Besitz und kam in Schutz und Pflege der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Die haben jetzt allerhand zu tun und Geld zusammenzubringen zur Restaurierung des Kleinods.

Der Garten wird weiter wachsen und anderes verschwinden, das ist nicht nur eine Frage der Zeit, sondern auch der Mittel. Der Gast lustwandelt auf den geschwungenen Wegen, und sein Blick verliert sich in der Tiefe der Landschaft, Lenné, dem Gartengestalter, sei Dank. Am besten, man kommt über das Wasser. Von der Pfaueninsel bis nach Caputh: ein einziger Kulturstrom. Der Landschaftssüchtige kann sich von Steg zu Steg hangeln, Bötchen fahren zu Schlössern und Gärten, von Potsdams Langer Brücke mit dem Schiff nach Caputh in einer guten halben Stunde. Von Potsdam aus ist Caputh wirklich nicht weit, von Werder auch nicht, dazwischen liegt die Havel und die kleine Fähre, die Gäste mit und ohne Auto zum anderen Ufer bringt.

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