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Brandenburg: Borer-Fieldings werden Potsdamer

Von Thorsten Metzner Potsdam. Die umschwärmte Preußenresidenz – eine erste Adresse für Prominente aller Coleur.

Von Thorsten Metzner

Potsdam. Die umschwärmte Preußenresidenz – eine erste Adresse für Prominente aller Coleur. Wahrlich, dass die Sanssouci-Stadt verführt, könnte wohl nichts besser belegen als die jüngste Nachricht: Der abberufene Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding und seine Frau Shawne bleiben in Deutschland – und ziehen in „Berlins schönsten Vorort“. In der Villa Kampffmeyer, dem Prachtdomizil vis à vis der Glienicker Brücke und des Schlossparks Babelsberg, wird das glamouröse Paar künftig leben und arbeiten. „Dort werden wir den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zirkel pflegen, den wir in Berlin aufgebaut haben“, heißt es in der Erklärung Borer-Fieldings vom Wochenende. Danach will Shawne ihre Arbeit als Botschafterin für SOS-Kinderdörfer fortsetzen, während Borer-Fielding in die „freie Wirtschaft“ geht. Er werde, so die noch allgemein gehaltene Aussage, von Potsdam aus seine „strategische Tätigkeit im Dreieck DeutschlandSchweiz-USA“ planen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, will der Ex-Botschafter sich selbstständig machen und in der gemieteten Villa Kampffmeyer eine exklusive Unternehmensberatung, ein deutsch-schweizerisch-amerikanisches Wirtschaftsinstitut, betreiben. Der Umzug soll bis Mitte Mai erfolgen.

„Es ist ein Beweis, dass Potsdam weltoffen ist. Die Stadt wird bunter“, freute sich Oberbürgermeister Matthias Platzeck. „Die Lust auf Potsdam wächst.“ Brandenburgs Hauptstadt sei froh, „so schillernde und europaweit bekannte Neubürger“ zu bekommen. Er sei sicher, dass Borer-Fielding und seine Frau Shawne „das gesellschaftliche Leben“ der Stadt weiter bereichern werden. Tatsächlich reihen sich Borer-Fieldings in eine inzwischen ganz ansehnliche Liste von n ein, von Diplomaten und Künstlern, Adligen und Unternehmern, die Potsdam als Ort zum Leben, Entspannen und Flanieren entdeckt haben: So wie der Modedesigner und gebürtige Potsdamer Wolfgang Joop, dessen Firma „Wunderkind“ in der Weißen Villa am Heiligen See residiert. Oder, gleich daneben, der Fernsehmoderator Günther Jauch, dem Potsdam zu verdanken hat, dass auf dem Alten Markt das Fortuna-Portal – der Eingang des Stadtschlosses – originalgetreu wieder aufgebaut werden konnte. Joop und Jauch folgten die Medienmacher Ulrich Meyer und Georgia Tornow, der Regisseur Volker Schlöndorff, der Babelsberger Ufa-Chef Wolf Bauer und Springer-Vorstand Matthias Döpfner. Die Verleger-Witwe Friede Springer ließ eine Villa am Schlosspark Neuer Garten rekonstruieren. Aber auch der „Held des Oderhochwassers“, der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr von Kirchbach, die Botschafter Werner Moeller-Freile (Ekuador) und Erik Becker-Becker (Venezuela) oder Berlins Innensenator Körting schlugen ihre Zelte in Potsdam auf.

Befürchtungen, dass mit den neuen Gutbetuchten eine Wohlstands- und Neidmauer entstehen könnte, haben sich nicht bewahrheitet, beobachtet Platzeck: „Die Integration läuft.“ Dazu habe sicherlich beigetragen, dass Potsdam auch preiswerten Wohnraum im Norden anbieten kann. Die 128 000-Einwohner-Stadt hat sich an ihre Neu-Bürger aus dem Westen gewöhnt, die Bekannten und die Unbekannten, 18 000 West-Zuzügler seit dem Mauerfall insgesamt – so viel wie in keiner anderen ostdeutschen Stadt.

Und jetzt das Paar Borer-Fielding, das sich mit der Villa Kampffmeyer eine der feinsten Adressen am Havelufer ausgewählt hat, erbaut 1924 für den Mühlenunternehmer Kurt Kampffmeyer. „Eingefädelt hat es Klaas Vollbrecht“, verrät Platzeck: Der Ex-Manager der Berliner Groth-Gruppe und der Brandenburger Landesentwicklungsgesellschaft, heute in Potsdam als privater Projektentwickler tätig, erfuhr zufällig von der diskreten wie eiligen Suche Borer-Fieldings. Vollbrecht schaltete sofort, vermittelte Kontakte – so hatte Potsdam die Nase vorn: Schließlich wartete die von der Groth-Gruppe aufwändig restaurierte Villa im Neobarockstil, seit Jahren auf einen repräsentativen Hausherren. Für rund 15 Millionen Euro war sie zum Verkauf angeboten worden, vergeblich. Aber eines Tages, so war sich Klaus Groth immer sicher, wird er schon kommen – der Liebhaber für diese „Schönheitskönigin“.

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