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Brandenburg: Borgward, BMW und "Benzingespräche"

KÖNIGSWUSTERHAUSEN .Der Wagen sieht furchtbar aus; das Heck des K 70 ist wie eine Ziehharmonika gefaltet.

KÖNIGSWUSTERHAUSEN .Der Wagen sieht furchtbar aus; das Heck des K 70 ist wie eine Ziehharmonika gefaltet.Glücklicherweise wurde niemand verletzt, als jemand ungebremst von hinten auf ihn auffuhr.Der K 70 war der letzte von NSU entwickelte Personenwagen, der dann schließlich von Volkswagen gebaut wurde.Der Alptraum eines jeden Oldtimer-Besitzers: Hans-Jürgen Gödecke war extra mit dem Zug zu dem K-70 Treffen in der Eifel gefahren, um seinen eigenen Wagen, Baujahr 1970, zu schonen.Als ihn seine Frau in Berlin mit dem Wagen vom Bahnhof abholen wollte krachte es.Jetzt wartet sein lädierter Stolz in einer Halle im früheren Gaswerk von Königs Wusterhausen darauf, wieder hergestellt zu werden.

Die Halle ist Kernstück dessen, was in Gödeckes Worten einmal ein "Zentrum der Oldtimerei" werden soll: Ein Treffpunkt für Oldtimer-Fahrer, wo sie mit Gleichgesinnten "Benzin-Gespräche" führen und ihre guten Stücke selbst warten und reparieren können sollen.Gödecke ist Vorsitzender der Oldtimer Garage Berlin/Brandenburg, einem Verein mit 16 Mitgliedern.Neben dem verunglückten K-70 stehen ein eingestaubter RO 80, Baujahr 1972 sowie ein Käfer Baujahr 1957 in der Garage.Michael Berniér schraubt zudem an einem Borgward Isabella anno 1961 herum."Heute sehen die Autos ja alle gleich aus", begründet er sein Faible für den Oldtimer.

Vor der Halle - im Hintergrund ist noch das Gerüst des Gasometers zu sehen - steht in strahlender Pracht ein BMW 501-8.Am 11.Juni wird er 40 Jahre alt", sagt sein Besitzer Heinz-Joachim Zöllner mit sichtbaren Stolz."Ein gesegnetes Alter", pflichtet ihm Berniér bei.Natürlich fährt man mit solch einem Wagen nicht zum Brötchenholen oder gar zur Arbeit.Wenn ein Tropfen Regen am Himmel ist, dann sieht der den Himmel nicht", sagt Zöllner.Er ist Mitglied in mehreren Oldtimer-Vereinen in Berlin; sieben bis acht gibt es in der Stadt, schätzt er.Viele Auto-Enthusiasten verbringen ihre Wochenenden neuerdings im Umland.Bei den Mietpreisen in Berlin kein Wunder: 100 Mark kostet ein Stellplatz in der Stadt pro Monat, sagt Berniér.Und das sei dann nur ein Stellplatz, an dem man nicht arbeiten könne, ergänzt sein Freund Jan Nissen: "Da gucken die Vermieter mit Argusaugen, daß sie nicht schrauben." Zehn bis zwölf Plätze gibt es bis jetzt auf dem Gelände in Königs Wusterhausen, auch ein paar Clubräume sind vorhanden.Der Verein hat lange gesucht, bis er sich schließlich im Südosten von Berlin niederließ.Die Stadt Königs Wusterhausen hat uns ein tolles Angebot gemacht", sagt Gödecke."Die fanden die Idee toll." Im Augenblick sind noch zwei andere Vereine und ein Gewerbetreibender auf dem Areal.Gödecke träumt davon, daß hier irgendwann einmal ein "Zeitgeist-Museum" entstehen soll, das die Atmosphäre der Zeit "illustriert", aus der die Karossen der Vereinsmitglieder stammen.Er könnte sich das so vorstellen, daß etwa ein Kühlschrank oder ein Puppenwagen aus den Fünfzigern herumsteht.Zu seinem K-70 würden Roy Black-Platten passen.

"Wir sind uns klar, daß die Museums-Idee etwas spinnert ist", sagt Gödecke.Am wichtigsten sei erst einmal, daß die Mitglieder einen Ort haben, wo sie ihrem Hobby frönen können.Die Gelegenheit zu "Benzingesprächen" bietet die Oldtimer-Garage am 13.Juni.Am Nachmittag soll in Königs Wusterhausen eine Rundfahrt starten.Informationen auch zur Mitgliedschaft unter den Berliner Nummer: 3540622 oder 3419354.

ALEXANDER PAJEVIC

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