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Brandenburg: Bauer muss Genmais unterpflügen

Ein Anbauverbot von Genmais ist im Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bruch in der Märkischen Schweiz erlassen worden. Ein Landwirt vor Ort muss bereits wachsenden Genmais unterpflügen.

Strausberg/Potsdam - Der Landkreis Märkisch-Oderland ordnete nach Androhung einer Klage des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) an, dass ein Landwirt den dort ausgebrachten Mais unterpflügen muss. Der Nabu sprach von einem Erfolg für den Naturschutz. Genpflanzen gehörten nicht in Schutzgebiete. Im Ruhlsdorfer Bruch lebten geschützte seltene Schmetterlinge wie Großer Feuerfalter und Widderchen.

Der betroffene Landwirt Jörg Piprek aus dem Strausberger Ortsteil Hohenstein kündigte dagegen an, juristisch gegen die Auflage vorzugehen. Landrat Gernot Schmidt (SPD) kritisierte Land und Bund: "Wir müssen die Konsequenzen einer scheinheiligen Gentechnikpolitik ausbaden", sagte Schmidt. Er halte es für bedenklich, wenn Landwirte bei zugelassenen Sorten nun mit Auflagen belegt werden müssten.

Handel mit Genmais bundesweit gestoppt

Vor wenigen Tagen hatte der Bund den Handel mit gentechnisch verändertem Mais der Sorte MON 810 gestoppt. Damit sei die Ernte "weitgehend wertlos und unveräußerlich", sagte die Agrarexpertin der brandenburgischen Linkspartei-Fraktion, Kornelia Wehlan. Sie forderte, betroffene Landwirte zu entschädigen.

Die Kosten sollten Saatguthersteller und Zulassungsbehörden als "die eigentlichen Verursacher dieser Situation", nicht aber die Bauern tragen, sagte Wehlan. Diese hätten im Vertrauen auf eine bestehende Zulassung Genmais in Brandenburg auf etwa 1600 Hektar angebaut. Die Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann forderte ein Gentechnik-Moratorium. Das zeitweilige Anbauverbot würde verhindern, dass Landwirte um die Früchte ihrer Saat bangen müssen.

Kritik an Vorgehen der Behörden

Der Landkreis hätte schon bei der Anmeldung der Flächen reagieren können, da der Anbau von Genpflanzen in einem Naturschutzgebiet untersagt werden könne, kritisierte die brandenburgische Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm. Vor allem aber die Weisung von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU), den Handel mit MON 810 sofort zu stoppen, ohne zu regeln, was mit der diesjährigen Maiskultur geschehen solle, trage zu Chaos und Orientierungslosigkeit bei den Landwirten bei. (tso/ddp)

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