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Brandenburg: In einem Halbjahr gingen drei Klassenlehrer

Brandenburger Schulen fürchten um ihre Pädagogen: In Berlin finden sie oft bessere Stellen. Doch auch die Hauptstadt kämpft gegen Lehrer-Abwerbung. Jetzt scheint eine Lösung in Sicht.

Berlin und Brandenburg wollen trotz der auf Eis gelegten Fusion enger kooperieren. Das werden der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Regierungschef Matthias Platzeck (beide SPD) beschwören, wenn kommenden Dienstag im Roten Rathaus die beiden Kabinette nach längerer Pause erstmals wieder gemeinsam tagen. Aber der Alltag sieht oft anders aus. Das zeigt ein Fall aus Kleinmachnow. Schauplatz ist die Steinweg-Grundschule: Der Klasse 4c wird sich am 3. Dezember eine neue Klassenlehrerin vorstellen. Es ist in diesem Halbjahr bereits ihre vierte Lehrerin. Der Grund: Die erste ging in Pension. Es folgten zwei Lehrerinnen, die aber kurz nach Dienstantritt wegen lukrativerer Jobs außerhalb des Landes die Schule wieder verließen. Die letzte, nur befristet angestellt, wechselte nach nur drei Wochen an eine Schule in Berlin. Dort bekam sie einen unbefristeten Job.

Das schlägt vor Ort hohe Wellen. Empörte Eltern wollten sich nicht damit abfinden, dass ihre Kinder keinen strukturierten Unterricht erhielten – und schlugen mit einem offenen Brief an Platzeck Alarm. Zwar wurde „jetzt eine Lösung gefunden“, wie der zuständige Schulrat Jürgen Krause vom Staatlichen Schulamt in Brandenburg bestätigte. Eine Lehrerin werde dauerhaft eingestellt. Doch selbst die erleichterte Steinweg-Rektorin Brigitte Güllmar warnt: „Das generelle Problem, das das Berliner Umland betrifft, ist nicht gelöst.“ Es müsse gesichert werden, dass Kündigungen von Lehrern mitten im Schuljahr nicht möglich sind, dass das Vergütungsgefälle geringer werde.

„Kleinmachnow ist nur die Spitze des Eisberges“, warnt auch GEW-Chef Gunter Fuchs. „Die Tendenz wird zunehmen“, sagt auch Gerrit Große, Bildungsexpertin der Linkspartei. Denn in Berlin sei der Lehrerjob besonders für Berufsanfänger attraktiver, da anders als in Brandenburg die Stellen unbefristet sind und die Vergütung besser ist: In Brandenburg hingegen seien die Stellen ohnehin geringer dotiert, dazu nach Osttarif (92 Prozent) eingruppiert. Zusätzlich gebe es oft auch nur Teilzeitjobs, weil das Land so Entlassungen vermeiden will.

Für die beiden Bildungsverwaltungen ist Kleinmachnow dennoch nur ein „Einzelfall“, „eine Panne“, wie es übereinstimmend hieß. Eigentlich sei seit einigen Jahren gewährleistet, dass Berlin – ohne Freigabe Brandenburgs – mitten im Schuljahr keine Brandenburger Lehrer einstelle. Die Zeit der Massenabwerbung nach Berlin sei lange vorbei. Und Lehrerwechsel zum Ende der Schuljahre seien unproblematisch, da Brandenburg zu viele Lehrer beschäftige und Personal abbauen wolle.

Das Land Berlin hat übrigens Erfahrung mit der Pädagogen-Abwanderung: Da es Lehrer nicht mehr verbeamtet, wandern viele ab – allerdings Richtung Westen.

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