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Brandenburg: Brennender Verdacht auf Abfallschieberei

Firma soll gefährliches Gemisch nach Polen verkauft haben VON SIMONE WENDLER Cottbus.Die Geschäftsführung der Lausitzer Umwelt GmbH (LUG) in Schwarze Pumpe ist zur Zeit auf Journalisten nicht gut zu sprechen.

Firma soll gefährliches Gemisch nach Polen verkauft haben VON SIMONE WENDLER

Cottbus.Die Geschäftsführung der Lausitzer Umwelt GmbH (LUG) in Schwarze Pumpe ist zur Zeit auf Journalisten nicht gut zu sprechen."Keine Interviews, keine Auskünfte" läßt sie über ihr Sekretariat ausrichten.Seit vier Wochen nämlich ermittelt die Bautzener Staatsanwaltschaft aufgrund einer anonymen Anzeige gegen die LUG und andere Firmen wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung.Ein von der LUG erzeugter sogenannter Mischbrennstoff, ein Gemisch aus Teerrückständen und Braunkohle, soll illegal nach Polen, eventuell auch nach Italien gebracht worden sein. Ob sich der Verdacht krimineller Abfallschieberei erhärten läßt, ist noch offen.Die Ermittlungen werden wohl noch lange dauern.Die LUG war 1992 gegründet worden, um ein DDR-Altlastenproblem des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe zu beseitigen.Im brandenburgischen Terpe, nördlich des Kombinatsgeländes, und in Zerre, südlich davon und zu Sachsen gehörend, lagert eine halbe Million Tonnen Teerrückstände.Mit Bundesförderung wurde deshalb auf sächsischer Seite der Landesgrenze eine 40 Millionen Mark teure Mischbrennstoffanlage errichtet.Seit zwei Jahren wird darin Teer mit Kohle vermischt, der anschließend im alten Kraftwerk Schwarze Pumpe verbrannt wird.Etwa 100.000 Tonnen Teerrückstände wurden inzwischen beseitigt.Weitere sieben bis acht Jahre werden nötig sein, so schätzen Experten, um die Teerdeponien in Zerre und Terpe vollständig zu leeren. Die Herstellung und Verfeuerung des Brennstoffgemischs sei von den sächsischen Behörden genehmigt, versichert Wolfgang Fritz, Geschäftsführer der Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohleverwaltungs GmbH (LMBV), die an der LUG Gesellscahftsanteile hält.Nach seiner Auskunft soll es sich bei den Lieferungen nach Polen um größere Materialproben für potentielle neuer Abnehmer gehandelt haben, die mit dem Gemisch Brennversuche unternehmen wollten.Für Wolfgang Fritz ist das Kohle-Teer-Gemisch ohnehin ein Brennstoff und kein Abfall.Andernfalls sehe er große Probleme auf die LUG zukommen."Wenn das Abfall ist, ist die Anlage so nicht zu betreiben", befürchtet Fritz.Alle für die Ermittlungen nötigen Unterlagen habe die LUG offengelegt, sagt der LMBV-Chef: Man wolle den Verdacht gegen das Unternehmen möglichst bald aus der Welt zu schaffen. Die mit den Ermittlungen befaßte Staatsanwältin Jutta Brauer warnt davor, die LUG bereits zu verurteilen.Ein Gutachten habe allerdings ergeben, daß von dem Mischbrennstoff " ein bestimmtes Gefährdungsmoment ausgehe".Und für Friedrich Kraft, Referatsleiter für Abfall, Altlasten und Bodenschutz im Regierungspräsidium Dresden, waren die Mischbrennstofflieferungen der LUG nach Polen alles andere als ein normaler Vorgang."Ein normaler Brennstoff ist das so wie so nicht", sagt er, "der kann nur in Kraftwerken verheizt werden, die vorher getestet wurden." Doch selbst für die Ausfuhr eines "normalen" Brennstoffes hätten die Exporteure eine Genehmigung einholen müssen, sagt Kraft - und das sei nicht der Fall gewesen.900 Tonnen Mischbrennstoff aus der LUG sollen in polnischen Kraftwerken schon verheizt worden sein, die gleiche Menge wurde angeblich erneut angeliefert.Dies müsse die LUG nun zurücknehmen, sagt Kraft.Für eine Probeverbrennung in Polen hätten die dortigen Umweltbehörden ihre Zustimmung geben müssen, dann wäre alles kein Problem gewesen, so Kraft."Die haben aber ganz sicher nichts davon gewußt", versichert er.

SIMONE WENDLER

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