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Brandenburg: Buga: Nach schlechtem Start liegt die Schau nun im Plan

"Smooth traffic - ruhiger Verkehr" steht auf den elektronischen Anzeigetafeln an den Hauptstraßen nach Potsdam. Der Verdacht einer Dauerschaltung liegt nahe, so wenig wechseln im Laufe des Tages diese Zeilen.

"Smooth traffic - ruhiger Verkehr" steht auf den elektronischen Anzeigetafeln an den Hauptstraßen nach Potsdam. Der Verdacht einer Dauerschaltung liegt nahe, so wenig wechseln im Laufe des Tages diese Zeilen. Dabei steuert eine hochmoderne, vor der Bundesgartenschau in Betrieb genommene Verkehrsleitzentrale die Anzeige. Sie sollte die ursprünglich erwarteten langen Autoschlangen durch die City zum neuen Park am nördlichen Stadtrand lotsen. Aber die blieben bislang aus. Es sieht auch nicht danach aus, als ob sich daran bis zum Ende der Buga am 7. Oktober etwas ändern würde. Die Großveranstaltung fällt im Stadtgebiet kaum auf.

Die auf den ersten Blick sonderbare Erscheinung klärt sich für den Autofahrer spätestens vor dem Haupteingang. Denn dort strömen die Menschen aus den Straßenbahnen und Linienbussen. 47 Prozent aller Buga-Besucher reisen mit diesen Verkehrsmitteln an, was selbst Geschäftsführer Jochen Sandner verblüfft. "Ich hatte nie gedacht, dass weniger als ein Drittel der Gäste mit dem eigenen Auto kommt. So schlecht kann unser Angebot demnach nicht sein."

Tatsächlich sparen sich vor allem Berliner und Brandenburger die sieben Mark Parkgebühr, zumal die Buga-Eintrittskarte schon ab Wannsee als Fahrschein gilt. Vielleicht liegt es ganz einfach am Alter und Geschlecht des Durchschnittsbesuchers: Er ist jenseits der 50 und vorrangig weiblich. "Mein Mann hat mich als Tester vorgeschickt", sagte eine leicht ergraute Berlinerin. "Wenn es mir gefällt, kann ich ihn vielleicht zum Besuch überreden." Die Entscheidung für so einen Ausflug falle spontan. "Das Bühnenprogramm spielt dabei jedenfalls keine Rolle."

Diese Meinung hört auch Geschäftsführer Sandner häufig. "Der Buga-Besucher interessiert sich für Natur, weniger für Unterhaltung." Doch genau halte das die Statistik nicht fest.

Andere Werte interessieren ihn da mehr. Eine Woche nach dem Bergfest passierte gestern der 1 111 111. Besucher das Drehkreuz am Haupteingang. Damit stimmt wieder die Bilanz, die am Ende zwei Millionen Besucher aufweisen muss. 46 Millionen Mark sind im 311 Millionen Mark großen Buga-Etat unter den Positionen "Einnahmen durch Eintrittskarten und Pachtverträge" notiert. Jochen Sandner reagierte anfangs ziemlich genervt auf Nachfragen nach der im April und Mai ziemlich dürftig ausgefallenen Resonanz und anschließenden Hochrechnungen. Besucherzahlen bei Großveranstaltungen hätten bis zur Expo nur am Rande interessiert, höchstens zur Halbzeit und zum Schluss. Aber seit dem Flop in Hannover würden Skeptiker nur auf eine Wiederholung hoffen. "Doch Bundesgartenschauen sind keine fertigen Weltausstellungen, sondern entwickeln sich nach dem Blühkalender", sagte er.

Tatsächlich machte ein Bummel durch den 73 Hektar großen Park an vielen Tagen zwischen Ostern und Himmelfahrt wenig Spaß. Die Eisverkäufer stellten auf Glühwein um. Während sich Blüten rar machten, wehte so mancher Sturm den wackeren Enthusiasten Sand ins Gesicht. Dazu kamen Negativmeldungen von Entlassungen in der Gastronomie und Betrügereien mit Kaffeefahrten. Plötzlich machte vor allem in Berlin der Spruch die Runde, wonach sich ein 21 Mark teurer Ausflug zur Buga nicht lohne. Das schreckte selbst eingefleischte Blumen-Freunde ab.

Gelassen reagierte Oberbürgermeister Matthias Platzeck: "Ich vertraue auf die Zusage der Experten, dass sich alles von selbst regelt." Er sollte Recht behalten. Mit den steigenden Temperaturen wandelte sich nicht nur der Park. Durch die längere Tageszeit lohnte sich die ab 17 Uhr gültige und nur sieben Mark teure Abendkarte. Vor allem aber schnellten die Besucherzahlen durch die Reisebusse nach oben. Wie bei jeder Buga liegen deren Hauptfahrzeiten eben im Sommer und nicht im wechselhaften April.

Inzwischen hat in der Stadt die Diskussion über die Zukunft des Geländes begonnen. Jochen Sandner kann sich drei Varianten vorstellen: Ein Freizeitpark mit neuen Attraktionen wie im Berliner Plänterwald, ein völlig offener Park oder ein eingezäuntes Gebiet mit Eintritt wie im Britzer Garten. Er favorisiert den letzten Vorschlag. Im Herbst soll das Stadtparlament darüber entscheiden. Die Biosphärenhalle schließt nach dem Buga-Ende, um im Spätsommer 2002 als eine Natur-Erlebnisschau durch einen privaten Betreiber wiedereröffnet zu werden.

Die Buga öffnet täglich von 9 Uhr bis zum Sonnenuntergang. Der Eintritt für Erwachsene kostet 21 Mark, ab 17 Uhr sieben Mark. Kinder zahlen vier Mark.

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