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© Michael Urban/ddp

Burg Ziesar: Unter weißer Farbe lag das Paradies

Während der Reformationszeit hatten Calvinisten die Wandmalereien in der Kapelle der Burg Ziesar mit weißer Farbe überdeckt. Nach und nach bröckelte die Farbschicht, und die Szenen aus dem Paradies erschienen. Jetzt ist die Kapelle saniert.

Ziesar - Der größte Schatz der mittelalterlichen Burg Ziesar an der westlichen Landesgrenze kam vor 60 Jahren buchstäblich nach jedem Gottesdienst mehr zum Vorschein. Damals zerbröselte die Kalkschicht von den Wänden, so dass der Kirchendiener mit dem Auskehren der Kapelle stets seine Mühe hatte. Je mehr Kalk abblätterte, desto mehr kamen Fragmente von Bildern aus dem biblischen Paradiesgarten zum Vorschein. Schnell sprachen Fachleute damals von einer Sensation, ohne jedoch viel Gehör zu finden.

Das Burggelände diente zu jener Zeit als Maschinen- und Traktoren-Station für die Bauern und die von schlesischen Kriegsflüchtlingen gegründete katholische Kirchengemeinde konnte für die Freilegung der Kapellenmalereien nur wenig Geld aufbringen. Aber immerhin entfernte 1952 ein Restaurator die von Calvinisten während der Reformationszeit aufgebrachte Farbschicht und legte so die ersten Bilder frei. Seit Montag zeigt sich die 1470 geweihte Kapelle wieder in ihrer einstigen Pracht.

„Die Einzigartigkeit sprach sich bis zu uns herum“, sagte Bertrand du Vignaud, Präsident des von privaten Spenden lebenden World Monuments Fund Europa. „Jetzt steht Ziesar für uns in einer Reihe mit Versailles, Venedig, der Verbotenen Stadt in Peking, dem Neuen Palais in Potsdam sowie Kirchen in Brasilien und Peru.“ Für Objekte in diesen Orten setzt der Denkmalfonds seine Mittel ein – für die Kapelle in der Burg allein 170 000 Dollar. „Sie gehört zum Kulturerbe in Europa, ist hier doch ein Kirchenraum im Zustand des Jahres 1500 zu erleben.“ Anderswo seien diese Räume stark übermalt und verändert worden.

Insgesamt kostete die Restaurierung des von einer Galerie und Rundbögen geschmückten Raumes rund 600 000 Euro, wobei ein Großteil von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stammte. Mit der Fertigstellung der Kapelle endet die 15-jährige Sanierung der Burg Ziesar, die von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis ins frühe 16. Jahrhundert den Brandenburger Bischöfen als Residenz diente. Rund acht Millionen Euro flossen in das weitläufige Gelände über der Stadt. „Die Burg ist ein kulturelles Juwel in Brandenburg geworden“, sagte Bürgermeister Dieter Sehm (SPD), der nun auf viele Besucher hofft. „Es gibt wirklich viel zu entdecken.“ Claus-Dieter Steyer

Das Museum zur Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Kapelle ist frei zugänglich. Infos unter Tel. 03 38 30/1 27 35, www.burg-ziesar.de

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