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Brandenburg: Cargolifter: "Das ist ja teurer als bei der Expo"

Die Figuren, die man auf den ersten Blick für kleine Puppen halten konnte, erwiesen sich wenig später als ausgewachsene Männer. Denn sie starteten ihren Drahtseilakt in 107 Meter Höhe - oben auf der größten freitragenden Halle der Welt nahe dem 60 Kilometer südlich Berlins gelegenen Brand.

Die Figuren, die man auf den ersten Blick für kleine Puppen halten konnte, erwiesen sich wenig später als ausgewachsene Männer. Denn sie starteten ihren Drahtseilakt in 107 Meter Höhe - oben auf der größten freitragenden Halle der Welt nahe dem 60 Kilometer südlich Berlins gelegenen Brand. Da waren die Akrobaten mit bloßem Auge nur undeutlich zu erkennen. Erst als die Gruppe wieder mit beiden Füßen auf dem Hallenboden landete, wurden die Dimensionen des Bauwerkes für die Gäste der gestrigen Eröffnungsfeier deutlich. Die Faszination konnte nun buchstäblich angefasst werden. Mit 360 Meter Länge und 210 Meter Breite hätten hier neun Fußballfelder bequem Platz. Ab Frühjahr nächsten Jahres beginnt die Montage riesiger Luftschiffe für den Transport schwerer Lasten.

Zu großen Drängeleien kam es allerdings den ganzen Tag und Abend nicht. Die schätzungsweise 5000 Besucher verliefen sich in dem "Aerium" getauften Raum, mit dem 5,2 Millionen Kubikmetern Luft umbaut wurden. Da standen die Begriffe vom Aquarium und Terrarium Pate. Die Resonanz der Öffentlichkeit entsprach bei Dauernieselregen nicht ganz den Erwartungen der Cargolifter AG. Doch sie hatte selbst die Barriere für den normalen Besucher ziemlich hoch gesetzt. Immerhin 150 Mark kostete der Eintritt für das zehnstündige Programm aus Information und Unterhaltung pro Person; Aktionäre erhielten 30 Mark Ermäßigung. Für Jugendliche bis 16 Jahren brauchte nichts bezahlt zu werden.

Trotz der Ankündigung in den Medien wurden doch viele Ausflügler gestern von den hohen Preisen überrascht. Vorsichtshalber hatten die Veranstalter schon am Eingang des ehemaligen russischen Militärflugplatzes Hostessen postiert, die die Autoinsassen freundlich auf die Preislisten hinwiesen. So mancher drehte nach kurzem Durchrechnen wieder um. "Das ist ja viel teurer als bei der Expo", empörte sich eine Frau. "Und dann steht da nur eine Halle." An anderen Tagen kann das Erlebnis der Werft von einer Plattform aus für 15 Mark genossen werden. Ein Besuch im Informationszentrum gehört dann dazu.

Der Vorstandsvorsitzende der Cargolifter AG, Carl von Gablenz, wollte natürlich von einer "normalen Halle" nichts wissen. "Wer heute bei uns gewesen ist, wird sicher noch in vier bis fünf Jahren von dem Erlebnis schwärmen", meinte er. "Die weltgrößte Halle ohne tragende Stützen wird nur einmal eröffnet. Dafür haben wir ein tolles Programm vorbereitet." Das sei eben entsprechend teuer.

In den ersten Stunden standen vor allem Vorträge und Demonstrationen über die Technik der fliegenden Kräne im Mittelpunkt. Da wurde beispielsweise auch die Frage des Ballastes nach dem Absetzen der bis zu 160 Tonnen Fracht auf dem Erdboden geklärt. "Wir können Wasser tanken, Sand oder Erde aufnehmen oder in die freien Container Betonklötze laden", erklärte Vorstandsmitglied Karl Bangert. Die Last sei auf jedem Fall nötig, damit das mit Helium gefüllte Luftschiff nicht auf und davon fliege. Auf jedem Fall werde auch eine vom Flugzeug bekannte "black box" in dem 260 Meter langen Cargolifter installiert. "Sie ist nur größer als bei Passagier- oder Militärmaschinen, eben wie bei einem großen Schiff", sagte Bangert. Ohnehin werde der neue Zeppelin noch immer mit einem normalen Fluggerät verglichen. "Stellen Sie sich lieber ein großes Schiff vor, das durch die Lüfte schwebt und riesige Lasten an fast jeden beliebigen Ort der Erde transportiert."

Nach so viel Unterricht meldete sich bei vielen Gästen der Hunger. Speisen und Getränke waren im Eintrittspreis jedoch nicht enthalten. Dafür konnte wenigstens auf den wärmenden Mantel verzichtet werden. Seit Anfang Oktober laufen die Heizgeräte schon auf Hochtouren, um mindestens 18 Grad Celsius zu erreichen. Die Monteure sollen später nicht mit klammen Fingern die Außenhaut festzurren und die Einzelteile verschrauben müssen. Zusatzheizungen mit 80 Grad heißem Wasser im unteren Drittel der Halle verhindern die sonst üblichen Fallwinde. Der gestrige Test verlief schon einmal nach Auskunft der Fachleute sehr zufriedenstellend.

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