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Brandenburg: Castor-Transport: Zwei Polizisten auf jeden Atomgegner

Mehrere Anti-Atom-Gruppen wollen den für Mittwoch vorgesehenen Castor-Transport von Rheinsberg nach Lubmin bei Greifswald massiv behindern. Das wurde gestern am Rande einer Demonstration von rund 300 Menschen durch Rheinsberg angekündigt.

Mehrere Anti-Atom-Gruppen wollen den für Mittwoch vorgesehenen Castor-Transport von Rheinsberg nach Lubmin bei Greifswald massiv behindern. Das wurde gestern am Rande einer Demonstration von rund 300 Menschen durch Rheinsberg angekündigt.

"Wir planen friedliche Sitzblockaden auf dem Eisenbahngleis und Mahnwachen", sagte Pressesprecher Holger Zschoge vom Verband ostdeutscher Anti-Atominitiativen. "Angesichts des massiven Polizeiaufgebotes können wir den Zug mit den Castoren zwar bestimmt nicht verhindern, aber wir wollen ihn zumindest stören." Er rechne mit 200 Gleichgesinnten. Damit solle der Öffentlichkeit die "Sinnlosigkeit solcher Atommülltransporte" gezeigt werden. Das Zwischenlager für radioaktive Abfälle bei Greifswald sei keineswegs sicherer als die Halle in dem 1990 stillgelegten und seitdem schrittweise demontierten Kernkraftwerk bei Rheinsberg, sagte erklärte Zschoge.

Vor allem den Menschen in und um Rheinsberg sind solche Argumente nur schwer zu vermitteln, wie der Protestzug am Nachmittag zeigte. Von Balkonen und von Straßenrändern wurden die aus vielen Teilen Deutschlands angereisten Demonstranten beschimpft. "Wir sind froh, dass das Teufelszeug endlich verschwindet", rief ein Familienvater aus seinem Wohnzimmer auf die Straße. "Was gibt es denn dagegen zu protestieren?"

Roland Vogt, Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen, erkannte die Zwickmühle. "Natürlich sind wir für den sofortigen Ausstieg aus dem Atomprogramm und für den endgültigen Abbau des Kernkraftwerkes Rheinsberg", sagte er. Aber die Sicherheit des Transports der Castoren und des Zwischenlagers Greifswald sei nicht zufriedenstellend gelöst.

So gebe es keinen Schutz gegen Flugzeugabstürze, terroristische Anschläge und Hochwasser. Außerdem seien die Castoren weder ausreichend gegen Brände noch durch Falltests am Originalbehälter getestet worden. "Völlig ungeklärt ist die Frage, was beim Sturz eines Castors von einer Brücke passiert. Deshalb halten wir den Castor-Transport von Rheinsberg nach Greifswald zum jetzigen Zeitpunkt für falsch", sagte Vogt. Erst müssten die Sicherheitsdefizite gelöst sein.

Auf jeden Demonstranten kamen gestern entlang der Strecke zwischen Bahnhof, Stadtzentrum und Anschlussgleis zum Kernkraftwerk mindestens zwei Polizisten. "Diese Präsenz halte ich für völlig überzogen", meinte Pfarrer Reinhard Dalchow aus Menz. "Wir wollen friedlich demonstrieren und nicht von vornherein kriminalisiert werden." Die meisten Teilnehmer bleiben gleich bis zum kommenden Mittwoch in der Stadt. Die nächste Demonstration soll morgen um 17 Uhr stattfinden. Bis zum gestrigen Abend blieb die Lage in Rheinsberg ruhig. Das Eisenbahngleis vom Kraftwerk wird Tag und Nacht von der Polizei bewacht.

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