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CDU: Scherbenhaufen oder Neuanfang

Die Brandenburger CDU strebt einen friedlichen Machtwechsel an - ausgerechnet in der Partei, die eine Meisterschaft darin entwickelt hat, sich gegenseitig zu mobben, zu bekriegen und zu denunzieren. Ein Kommentar von Thorsten Metzner.

Man höre und staune: In der Brandenburger CDU wird ausprobiert, was bislang unmöglich schien. Zumindest in dieser Partei, deren Führungspersonal seit 1990 eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt hat, sich gegenseitig zu mobben, zu denunzieren und zu bekriegen. Die seit dem Abtritt von Jörg Schönbohm in zwei Lager um Landeschef Ulrich Junghanns und Erzrivalen Sven Petke gespalten ist. Wovon die Rede ist? Der Königsmord fällt aus. Ausgerechnet in dieser Truppe soll es jetzt einen friedlichen Machtwechsel geben, bei dem Junghanns freiwillig abtritt – und dann im Einvernehmen mit den bisherigen Kontrahenten Forschungsministerin Johanna Wanka seine Nachfolge antritt, Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2009 wird. Kann das gut gehen?

Der systematische Ansatz hat etwas Bestechendes. Es geht nicht nur darum, den Parteivorsitz zu wechseln und „die andere Seite“ mit dem Generalsekretärsposten zu bedienen. Dies wäre nur die kleine Lösung,; neue Grabenkämpfe könnten folgen. Wenn im Januar die Landesliste für die Landtagswahl 2009 aufgestellt wird, gäbe es zwangsläufig das altbekannte Hauen und Stechen um die vorderen, die sicheren Listenplätze. Deshalb versuchen Wanka und das bisherige „Petke-Lager“ – mit dem Segen des Noch-Vorsitzenden Junghanns - hinter den Kulissen einen „großen Deal“ auszuhandeln, bei dem die Postenverteilung auf der Landesliste gleich mit geregelt wird. Es böte die Chance, dass die Partei ihre Kräfteverhältnisse austariert und halbwegs geschlossen in die Wahlen des nächsten Jahres ziehen kann, dass die Union eine starke Führung hat.

Allerdings funktioniert so etwas nur, wenn in früheren Scharmützeln Verlorengegangenes wieder auftaucht, wenn sich bisherige Intimfeinde auf Absprachen verlassen können, wenn es ein Minimum an Vertrauen gibt. Man kann die Postenverteilung – das letzte Wort haben ohnehin Delegierte und Wähler - ja schwerlich vom Notar besiegeln lassen. Ist diese Brandenburg-CDU wirklich schon so weit?

Wer weiß, das Vorhaben ist so kompliziert, dass mit jedem Tag das Risiko wächst, dass es nicht gelingt. Die Zeit droht längst davon zu laufen, der seit zwei Wochen in Zeitlupe zurücktretende Junghanns läuft ebenso Gefahr beschädigt zu werden wie Kandidatin Wanka, die schnell als überängstliche Zauderin dastehen könnte. In der Politik gilt schließlich die eiserne Regel: Wer zu lange wartet, wer den richtigen Zeitpunkt verpasst, hat verloren.

Andererseits sitzen in dieser Union alle in einem Boot. Und das ist - wie der Kellerstammplatz in den Umfragen, wie die Niederlage der CDU bei der Kommunalwahl zeigte - längst leck. Im bürgerlichen Potsdam stürzte die Partei auf 11 Prozent. Sage niemand, dass die Brandenburger CDU das bei der Landtagswahl 2009 nicht auch noch schaffen könnte. Falls statt eines geordneten Führungswechsels nichts bliebe als ein Scherbenhaufen.

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