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Brandenburg: Chipfabrik: Der Chef ist das Problem, sagen die Banken

Suche nach Geldgebern erfolglos / Frist endet in zwei Wochen

Potsdam. Die Zukunft der Chipfabrik in Frankfurt (Oder) ist weiter ungewiss: Nach Informationen des Tagesspiegels geht man in Kreisen der Bundes- und Landesregierung davon aus, dass das Finanzierungskonzept nicht wie geplant bis Ende Januar vorliegen wird. Am 31. Januar läuft jedoch das Mandat der Commerzbank aus, die mit anderen Banken die Suche nach Kreditgebern koordiniert. Für die 1,3-Milliarden-Dollar-Investition fehlen 650 Millionen Dollar, obwohl Bund und Land knapp 80 Prozent verbürgen würden. Die Communicant AG, die die Chipfabrik bauen und betreiben will, lehnte gestern jeden Kommentar ab: Mit der Commerzbank sei Stillschweigen vereinbart worden. „Endgültige Gespräche“ stünden noch aus.

Zuvor war bereits die Deutsche Bank als Geldbeschafferin gescheitert. Dem Vernehmen nach soll die Commerzbank Bereitschaft zur Mandatsverlängerung signalisiert haben, ein weiteres Engagement aber angeblich von Bedingungen abhängig machen. In Bankenkreisen wird nach Tagesspiegel-Recherchen das Management von Communicant als „Teil des Problems“ angesehen, insbesondere Vorstandschef Abbas Ourmazd. Nach den Turbulenzen in der Vergangenheit bestehen auch in Bundes- und Landesregierung Zweifel, ob der Wissenschaftler der richtige Mann für die Chipfabrik ist. Ourmazd ist sowohl beurlaubter Direktor des staatlichen Instituts für Halbleiterphysik (IHP), das die Technologie für die Chipfabrik entwickelt hat, als auch Mitgesellschafter der Communicant AG. Diese Interessenkollision hat ihn und das Projekt wiederholt in die Schlagzeilen gebracht.

Sowohl beim Bund wie auch beim Land steht man deshalb auch einer Rückkehr Ourmazds ans IHP skeptisch gegenüber. Er selbst hat sich bisher nicht offiziell geäußert, in einer Email an die Mitarbeiter des Instituts jedoch jüngst erklärt, er freue sich auf seine Rückkehr, was dort prompt für Unruhe sorgte. Derzeit verhandeln der amtierende IHP-Direktor Wolfgang Mehr und Ourmazd über einen „Forschungs- und Entwicklungsvertrag“, der nicht nur die Weiterentwicklung der Technologie bis zur Produktionsreife beim IHP regeln, sondern diese bei einem Scheitern des Projekts vor einem „Ausverkauf“ schützen soll. Sie solle für den Standort Frankfurt gerettet werden, wenn es zur Insolvenz der Communicant AG kommen sollte, heißt es. Derzeit werden die für die Weiterentwicklung benötigten Hochleistungsgeräte im Reinstraum des IHP installiert. Communicant investiert dafür 51 Millionen Euro.

Michael Mara

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